Affengeil oder affig?

■ Wahlkampf: Das Tier als „Ober-Macho“

Berlin (taz) – Was ist denn los im Wahlkampf? Auf der Suche nach dem Originellsten kommen die Parteien auf immer Skurrileres: Die PDS strickt Socken, die CDU hängt sie an die Leine, ein SPD-Senator in Berlin zieht sich aus. Und jetzt legen sich die Grünen tierisch ins Zeug: Für eine oberaffengeile Idee hielt der Landesverband Sachsen die neueste Plakatidee. „Der grimmig dreinschauende Schimpanse ist nämlich ein Ober- Macho“, erklärt Sprecher Turnowski. „Wir wollten keine platten Sprüche und keine öden Köpfe.“ – Doch kann ein Affe ein „Macho“ sein? Der Affenspezialist im Berliner Zoo, Rüdiger Türnau, meint: „Nein.“ Tierisches Verhalten sei mit menschlichen Maßstäben nicht zu messen. Er hält die Plakataktion für ziemlich affig.

„Ohne Müller und Schulz geht nichts“, heißt es unter dem Foto von zwei Pinguinen. Schön doppeldeutig werden die beiden Spitzenkandidaten für Land und Bund, Kornelia Müller und Werner Schulz, angepriesen. Na, da werden sicher alle Müllers und Schulzes wie Pinguine vor der Urne anstehen. – „Ohne Zuhause geht es nicht“ – unter einem Storchennest, das ist noch nachzvollziehbar. Doch der Slogan „Ohne Frauen geht es nicht“ unter dem Affen? Ob sich Sachsens Ober-Machos mit dem Haarigen identifizieren können? Sven Christian