Unterm Strich

That's entertainment! „Thema endloser Gespräche“ in Hollywood ist, wie dpa meldet, eine possierliche, „Dallas“-artige Führungskrise im Disney-Konzern. Jeffrey Katzenberg, Chef der Zeichentrickdivision und damit verantwortlich für den weitaus erfolgreichsten Geschäftszweig von Disney (Disneyland in Kalifornien und Disney World in Florida wachsen nur noch langsam, Euro-Disney bei Paris sorgt für gehörige Verluste), hatte nämlich offen seinen Anspruch auf den zweiten Platz der Konzernspitze angemeldet – und war damit baden gegangen. Zur Vorgeschichte: Der Vizepräsidentenplatz war nur frei geworden, weil Frank G. Wells, bis vor kurzem engster Partner des jetzigen Oberbosses Michael D. Eisner, im Frühjahr dieses Jahres bei einem Hubschrauberunfall ums Leben gekommen war. Eisner wiederum wird von dem enttäuschten Katzenberg zwar als langjähriger „Mentor, Lehrer, Freund“ gehandelt, es sei jedoch aufgrund der Sachlage der Zeitpunkt gekommen, die Beziehung „neu zu definieren“. Erste Konsequenz daraus ist Katzenbergs Rücktritt von allen Ämtern, und das, obwohl „The Lion King“, der jüngste Trickfilm (mit Musik unter anderem von Elton John) gerade dabei ist, sich zum Riesenerfolg zu entwickeln. Warum Eisner (52) den rund zehn Jahre jüngeren Katzenberg nicht unmittelbar unter sich dulden wollte – darüber wird in der US-Presse schwer gerätselt. Die Motive sind um so unklarer, als Eisner sich im Sommer einer vierfachen Bypassoperation hatte unterziehen müssen und seither ohnehin nur noch beschränkt arbeitsfähig ist. Die Zeichentrickflotte wird derweil von Roy E. Disney, einem Neffen des Gründers, angeführt.

Die Konkurrenz schläft indes nicht: Zwei Jahre nach „Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem“ ist schon wieder ein abendfüllender Spielfilm von Helge Schneider zu erwarten. „00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter“ heißt das Werk, das in und um Gelsenkirchen spielen wird und als Kriminalfilm konzipiert ist. Technische Daten: drei Millionen Budget, eineinhalb Millionen erwartete Zuschauer, an der Kamera, glaub es oder glaub es nicht: Chris Schlingensieff. Das Preview von dpa-Korrespondent Daniel Rot stützt die These, daß Schneider auf bestem Weg ist, der Otto der Neunziger zu werden – vor allem, wenn von „brüllenden Lachern“ und „Schenkelklopfen“ die Rede ist, die Schneiders vormals recht abgründiger Humor mittlerweile hervorrufen soll. Schönster Satz des Mini- Features: „Fragen an Helge Schneider gehen ins Leere.“

Mit Selbstverbrennung hat die ehemalige indische Banditenkönigin Phoolan Devi für den Fall gedroht, daß der unlängst in Cannes gezeigte Film über ihr Leben in Indien ohne ihre Zustimmung freigegeben wird. Der Film zeige Einzelheiten, denen sie ihre Zustimmung verweigern müsse, so Devi. Ihr Griff zur Waffe sei kein robinhoodesker Racheakt im Namen

der Armen gegen die hohen Kasten gewesen, er sei vielmehr als Einspruch gegen Unterdrückung im Gesamten und überhaupt zu verstehen.

Späte Wiederentdeckung: Bei den am Dienstag beginnenden 44. Berliner Festspielen werden eine ganze Reihe von Werken des von den Nazis vertriebenen Komponisten Berthold Goldschmidt zu hören sein, unter anderem die Oper „Beatrice Cenci“ – als Auftakt und unter Anwesenheit von Roman Herzog (demnächst mehr). Der 91jährige Goldschmidt äußerte am Freitag bei einer Pressekonferenz in Berlin-Dahlem seine Genugtuung über diese Ehrung, nachdem zuvor „soviel Propaganda für die extreme Avantgarde gemacht wurde“. Sein Recht, es so zu sehen.

Roberto Goyeneche, einer der letzten großen Tangosänger und in Argentinien unter dem Spitznamen „El Polaco“ (Der Pole) bekannt, ist am Samstag in Buenos Aires gestorben. Goyeneche wurde 68, gespeichert sind 200 Schallplatten und 4.000 Melodien.