: Feuerzeuge zu Kühlschränken
Nicht alle Elektro-Großgeräte sind Stromfresser / Greenpeace-Protegé fällt zurück / Kein Putzstreß mehr dank Hochofen? / Cooler sind wetterfühlig ■ Von Lars Klaaßen
Stürzt mich mein Kühlschrank ins Ozon-Verderben? Beschert mir mein Elektroherd ein neues Atomkraftwerk? Versaut mir meine Spülmaschine das Trinkwasser? Diese und ähnliche Fragen drängen sich umweltbewußten Mitmenschen spätestens dann auf, wenn die Anschaffung eines größeren Elektrogerätes ansteht. Zumindest die gröbsten Umweltsünden im heimischen High-Tech- Park können durch Vorabinformationen vermieden werden.
Vor allem Kühl- und Gefrierschränken eilt der üble Ruf vorraus, Umweltkiller der schlimmsten Sorte zu sein. Doch gerade hier hat sich in den letzten Jahren und Monaten eine Menge getan: Seit März 1993 wird der erste FCKW- und FKW-freie Kühlschrank der Welt in Serie produziert. Dieses Modell, an dessen Entwicklung Greenpeace maßgeblich beteiligt war, wird mit einer Propan-Isobutan-Mischung betrieben. Dieses Gas ist in jedem Taschenfeuerzeug zu finden und für die Umwelt ohne böse Folgen.
Das kann man von den FKW- haltigen Kühlschränken, die immer noch zur Genüge hergestellt werden, nicht gerade behaupten. FKW, eigentlich als Ersatzstoff für FCKW gedacht und durch das fehlende „C“ vermeintlich frei von Chlor, ist eben doch chlorhaltig und trägt laut Greenpeace 3.200mal so stark zum Treibhauseffekt bei wie dessen Hauptverursacher Kohlendioxid. Horst Eckstein, Mitarbeiter der Firma Elektro-Preberg im Prenzlauer Berg, rät deshalb seinen Kunden: „Beim Kauf sollte in erster Linie darauf geachtet werden, daß die Geräte tatsächlich frei von diesen Giftstoffen sind.“ Empfehlenswert, so der Fachmann, sei ein Gang zur Stiftung Warentest. Dort erhalte man zuverlässige Auskunft über die Umweltverträglichkeit der verschiedenen Modelle.
Im März diesen Jahres hat sich die Stiftung FCKW-freien Kühlschränken gewidmet: Dabei sind allerdings nur Geräte ohne Sterne- Fächer berücksichtigt worden, da diese laut Test-Ergebnis „Vorreiter auf der Öko-Welle sind“. Von den zehn sogenannten Coolern waren immerhin noch sechs FKW- haltig. Der von Greenpeace geförderte „Clean Cooler KT 1370 RC“ der Firma Foron hat jedoch nicht allzugut abgeschnitten: Hauptkritikpunkt war der hohe Stromverbrauch. Dies sei auf Mängel in der Dämmschicht und im Kältekreislauf zurückzuführen, analysierte Test. Das Foron-Modell verbraucht 0,5 Kilowattstunden auf 100 Liter Nutzinhalt pro Tag. Das ist fast doppelt soviel wie beim „KT 1580/20 Glass Line“ von Liebherr. Dieses Gerät wurde mit einem Verbrauch von 0,26 Kilowattstunden als vorbildlich angepriesen – zumal es zu den FKW-freien Modellen gehört. Der „Glass Line“ erhielt als einziges Modell ein „sehr gut“. Andererseits ist der Nutzinhalt wegen der dicken Dämmschicht auf 142 Liter begrenzt. So viel Platz bieten auch die Kühlschränke von Bosch und Siemens, obwohl sie statt 60 nur 55 Zentimeter breit sind.
Manche Kühlschränke sind besser als ihr Ruf
Mit einem Vorurteil hat das Test- Ergebnis gründlich aufgeräumt: Daß die Öko-Kühlschränke Stromfresser seien. „Die neuen Kältemittel und Dämmschäume führten zu einer deutlichen Verringerung des Energieverbrauchs. Im Schnitt werden 25 Prozent weniger Strom verbraucht als noch vor zwei Jahren“, so Test. Das habe niemand erwartet. Der Stromverbrauch ist allerdings auch extrem abhängig von der Außentemperatur. Eine Messung ergab, daß die Cooler bei 16 Grad Celsius im Schnitt 47 Prozent weniger Energie schluckten, als bei 25 Grad. Andererseits stieg der durchschnittliche Verbrauch bei 32 Grad um satte 55 Prozent. Deshalb rät Test: „Ein Kühlgerät sollte also nach Möglichkeit weder neben dem Herd noch im Einstrahlungsbereich eines Südfensters aufgestellt werden.“
Wer auf ein wenig Komfort im Innenraum seines Coolers nicht verzichten möchte, sollte die Augen offenhalten. Aus Gründen der Belastbarkeit sind Glasböden auf jeden Fall besser als Kunststoff. Ökologischer ist es allemal. Gitterroste sind nicht zu empfehlen, da kleine Gefäße darauf zum Umkippen neigen. Trinker sollten darauf achten, ob die Türflächen groß genug sind, um Literflaschen hineinzustellen, und ob die Ablagen teilbar sind.
Während Test sich im März noch auf Cooler beschränkte, scheint in den letzten Monaten die Ökowelle auch auf Gefrierschränke überzugreifen: „In diesem Sommer kamen erstmals auch verstärkt Gefriergeräte auf den Markt, die nicht nur FCKW-, sondern zudem FKW-frei sind“, berichtet Corinna Weise, die beim Elektrohandel Lüneburg in Schöneberg arbeitet. Zudem habe sich in den letzten Monaten auch einiges im Bereich der Isolierung getan. Hatten die bisher gängigen Modelle bei sechzig Zentimeter Breite eine etwa fünf Zentimeter dicke Iso-Schicht, bringen es die neuesten Geräte schon auf fast zehn Zentimeter. Energieersparnis: an die 50 Prozent. „Dafür braucht man aber auch genug Platz“, warnt die Verkäuferin: „So ein Kühlschrank kann dann schon siebzig Zentimeter in die Breite gehen.“
Doch auch bei anderen Küchen- Großgeräten ist Umweltschonung immer mehr im kommen. Zum Beispiel bei Elektroherden: „Neuartige Front-Isolationen senken den Stromverbrauch um bis zu 25 Prozent“, erläutert Weise. „Diese Energiesparherde sind sehr gefragt, weil die Kunden wissen, daß sie langfristig Geld sparen.“ Eine andere Form von Umweltschutz praktizieren die Firmen Bosch und Siemens. Sie, so die Fachfrau, sind derzeit führend auf dem Gebiet der Backöfen mit pyrolytischer Selbstreinigung. Hinter diesem geheimnisumwobenen Begriff verbirgt sich folgendes: Der Ofen wird für einen Zeitraum von einer bis fünf Stunden auf etwa 500 Grad aufgeheizt. Dadurch zerfallen sämtliche Rückstände im Ofeninneren zu Staub und können anschließend herausgefegt werden. Kein Herumschrubben. Kein ewiges Kratzen an Pizzaresten oder ähnlichem. Zudem hat das Ganze den Vorteil, daß kein Reinigungsmittel mehr verwendet werden muß. Das freut die Umwelt.
Fünf Stunden 500 Grad soll ökologisch sein?
Nur einen kleinen Schönheitsfehler hat diese pyrolytische Selbstreinigung: Einen Ofen fünf Stunden auf 500 Grad zu halten tut der Energiebilanz nicht sehr gut. Ob das ökologische Pendel zugunsten des kleinen Hochofens ausschlagen wird, ist also mehr als fraglich. Dabei kosten die Vorzeigestücke zwischen 2.100 und 3.500 Mark. „Als die voriges Jahr brandneu auf den Markt kamen“, erinnert sich Weise, „waren die nicht unter 4.000 Mark zu haben.“
Ein bißchen besser sieht die Umweltbilanz bei den Geschirrspülern aus. Modelle, die auf Wunsch nur den Oberkorb spülen, sparen Wasser, ohne anderweitig unnötig Energie zu verpulvern. Durch die Installation von Wasserspeichern an den Seiten der Geräte kann auch Strom gespart werden: indem das Wasser in den Seitentanks bereits durch das heiße Spülwasser im Innenraum angewärmt wird. Ein zusätzlicher Tip von Corinna Weise: „Beim Kauf eines Gerätes sollte nicht zuletzt darauf geachtet werden, welche Materialien verwandt wurden.“ Edelstahl und Keramik seien in jedem Fall besser als Kunststoff, da dieser nicht voll recycelbar sei, betont sie.
In einem Punkt sind sowohl Horst Eckstein als auch Corinna Weise entschieden einer Meinung: „Umweltbewußte Käufer lassen besser die Finger von vermeintlichen Second-hand-Schnäppchen.“
Auch rein finanziell betrachtet, haben die vermeintlich günstigen Angebote einen Haken. Alte Geräte verbrauchen mehr Energie. „Über die Jahre rechnet sich ein Gebrauchtkauf in der Regel nicht“, warnt die Verkäuferin aus Schöneberg. „Die Mehrausgaben bei der Anschaffung werden später gespart.“ Bei Kühlschränken steigere sich der Energieverbrauch schon nach vier bis fünf Jahren um ein Vielfaches. „Insbesondere über gebrauchte Waschmaschinen beklagen sich immer wieder viele Kunden“, so die Fachfrau. Einzig bei Herden ließe sich noch über einen Gebrauchtkauf reden.
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