: Schlanke Beratung
■ Neues Konzept für die Verbraucherzentrale
Der Verbraucherzentrale werden die Gelder gekürzt. Die Mischfinanzierung von Bund und Land des 1,4 Millionen Etats der Verbraucherzentrale fällt ab 1. Januar 1995 flach. Derzeit zahlt das Land Bremen 767.000 Mark, den Rest teilten sich bislang Bundeswirtschaftsministerium und Bundeslandwirtschaftsministerium für die Beratung und Aufklärung der Bremer BürgerInnen. Doch ab Januar bleibt dies allein dem Land überlassen. Die Deputation für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie denkt daher heute auf ihrer Sitzung darüber nach, wie denn das drohende zusätzliche Loch im Haushalt gestopft werden kann.
Die Verbraucherzentrale soll nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiten. Die fehlenden Gelder sollen nämlich durch Projekte erwirtschaftet werden. Für die zumeist mit halben Stellen arbeitenden BeraterInnen heißt das, daß sie ihre Dienstleistung auf dem freien Markt anbieten müssen. Das bedeutet aber auch, daß „die Struktur der Verbraucherzentrale verändert werden muß“, sagt Detmar Leo, Sprecher der Wirtschaftsdeputation. Eine „straffe und effiziente Organisation mit einem professionellem Management“ müsse her. Das läßt sich nur verwirklichen, wenn die Zentrale einen neuen Status bekommt, also nicht länger Verein ist. Außerdem sollen noch andere an der Beratung beteiligte Organisationen miteinander vernetzt werden. Sie beteiligen sich an den Kosten, dürfen dafür mitreden und können Kosten sparen.
Die ratsuchenden VerbraucherInnen sollen in der Zentrale die Arbeit mehr und mehr selbst erledigen. Die computerisierte Infothek solle deshalb ausgebaut werden. Das und die persönliche Beratung werden in Zukunft etwas kosten. Die Einnahmen könnten so von derzeit weniger als 10 Prozent auf 20 Prozent gesteigert werden. Nach den Vorschlägen der Wirtschaftsdeputation werden Bedürftige „mittelfristig die wesentliche Grundinformation weiterhin kostenlos bekommen“. Und VerbraucherInnen können sich noch über einen weiteren Vorschlag der Deputation freuen. Es seien dringend „Verbesserungen in der Erreichbarkeit der Verbraucherzentralen notwendig (Öffnungszeiten, telefonische Erreichbarkeit)“. Bislang läßt die Zentrale gern ihren Anrufbeantworter laufen. fok
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