■ Rosi Rolands unglaubliche Geschichten: Häuslebauer am Flughafen mitten in der Stadt
Alles wird gut. Halb so hoch sind die Betriebskosten der neuen „Beluga“ im Vergleich zu der alten „Super-Guppy“. Beluga ist leichter zu beladen und macht weniger Lärm. Das riese Fracht-Flugzeug soll ab 1995 die Airbus-Teile quer durch Europa bringen.
Nur eines macht den Flughafenplanern in dem Zusammenhang Sorge: Die Beluga braucht sicher nicht die vollen 300 Meter, um die 1991 die Startbahn für die aus den 50er Jahren stammende alte Guppy verlängert wurde. Und dann werden also die Fluglärm-Gegner kommen und sagen: Die Startbahn kann zurückgebaut werden, zumindest 150 Meter. Oder sogar 300 Meter. Das geht nicht, sagt das zuständige Häfenressort heute schon, aus Sicherheitsgründen sind wir froh, daß wir die längere Startbahn haben.
Und beim Bürgermeister in Stuhr lacht man schon und sagt: Dann wird der Bremer Wirtschaftssenator wieder anklopfen und sagen: Können wir nicht die volle Startbahn nutzen für größere Flugzeuge, bitteschön? Das fluglärmgeschäfigte Stuhr wird wieder auf den Vertrag pochen, in dem steht: Allein die Guppy darf. Nur: Von Rückbau nach der Guppy steht da nichts drin...
Daß der Flugbetrieb nicht auf größere Maschinen und die volle Startbahn ausgeweitet wird, hofft heimlich auch der baupolitische Sprecher der SPD, Carlo Schreiber. Er wohnt da in der Lärmzone II am Arster Damm. Die Stadtgemeinde bezahlte Lärmschutz-Maßnahmen für die Wohnhäuser dort. Auf den freien Flächen sollte nur Gewerbe neu angesiedelt werden.
1993 sickerte durch, daß Carlo Schreiber im hinteren Bereich seines Grundstückes dennoch bauen will. Als die Nachbarn sahen, daß dort eine geschützte Baumgruppe einfach mir nichts dir nichts verschwand, ohne Genehmigung des Umweltressorts, da dämmerte ihnen: Der Plan, der dort keine Wohnbebauung zuläßt, wird sich wohl ändern. Und siehe da: Eine kleine „Wohnbauzone“ entstand direkt an der Einflugschneise rechts und links von dem Grundstück des Carlo Schreiber, und er ist natürlich der erste, der sein neues Baurecht auch ausnutzt. „Die Unterstellung, daß mein Planungsamt eine Planung zugunsten eines hier ansässigen Baupolitikers betrieben hat, weise ich mit Entschiedenheit zurück“, schreibt Umweltsenator Fücks dazu .
Und da es dort eigentlich zu laut ist für normale Wohnhäuser, gibt der Wirtschaftssenator für die Lärmschutz-Ausstattung der Häuschen ein paar Mark obendrauf - geschenkt. Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen