Gewohnt zynischer Yuppiestil

■ betr.: „Vor dem Bahnhof puffen die Loks“, taz vom 10. 9. 1994

Was soll ein weiterer, süffisant- ironischer Artikel zum Thema Bordelle und Prostitution? Viel lieber wäre es mir, der Autor beschriebe seine eigenen heißen oder auch kalten Gefühle im Bordell und/oder befragte ernsthaft Puffarbeiterinnen und Klientel über ihre Motivation, im Puff zu arbeiten oder einen aufzusuchen.

Es ist doch wichtig, daß es andere Bordelle gibt, jenseits von Macht, Verachtung und Ausbeutung zumeist der Frauen. Diese anderen Bordelle wird es jedoch erst dann geben, wenn tatsächlich eine gesellschaftspolitische Öffnung im gesamten Themenbereich Sexualität eintritt.

Die taz als Meinungsorgan des linksliberalen Akademikertums berichtet über die Themenbereiche Sexualität, Pornographie und Prostitution entweder gewohnt moralisch-sauertöpfisch, eben in altlinker/feministischer Tradition, oder im gewohnt zynischen Yuppiestil.

Das verändert natürlich keine Wirklichkeit, am allerwenigsten die der vielen in den Bordellen oder im sexuellen Gewerbe arbeitenden Frauen, die oft genug an Leib und Seele ausgebeutet werden.

Es geht mir um Befreiung der Sexualität und nicht um eine weitere resignierte Beschreibung der miesen vorhandenen Zustände. Hans-Walter Krause