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Ohne Atom keine Kohle

■ Die ehemalige Geesthachter Atomschmiede GKSS hat nach dem Ausstieg Bremens und Niedersachsens Finanzprobleme

3,5 Millionen fehlen. Ab 1998. Weil Niedersachsen und Bremen nicht länger bereit sind, das Geesthachter „GKSS-Forschungszentrum“ weiter zu finanzieren, ist die Zukunft der Einrichtung ungewiß. Für Jann Bruns, Sprecher des niedersächsischen Technologie-Ministeriums, sind die aktuellen und zukünftigen Forschungsschwerpunkte der GKSS nicht mehr „im spezifischen Interesse der Küstenländer“. Bruns: „Forschungsaufgaben etwa im Bereich der Unterwassertechnik werden nicht mehr wahrgenommen“.

Deshalb sollte die GKSS so finanziert werden wie ein gewöhnliches Großforschungszentrum: Zu 90 Prozent mit Bundesmitteln, während das verbleibende Zehntel vom Bundesland bezahlt wird, in dem die Einrichtung beheimatet ist.

Im Forschungsbereich Unterwassertechnik, dessen 1991 erfolgte Einstellung für Niedersachsen heute den Ausstieg aus Geesthacht begründet, ging es im Rahmen der Öl- und Gasförderung im Meer vor allem um die Entwicklung neuer Schweißtechniken in großen Wassertiefen. Doch schon vor diesem Projekt spielte der maritime Bereich bei den Aktivitäten des 1958 gegründeten Forschungszentrums eine zentrale Rolle: Es war beteiligt an der Entwicklung von Atomenergie-Antrieben für die Schiffahrt.

Besonders die Forschungsaktivitäten im Bereich der Kernenergie der Einrichtung, die bis 1979 unter dem Namen „Atomforschungszentrum Geesthacht“ bekannt war, lösten in der Vergangenheit immer wieder Proteste aus. Zwar blieb Geesthacht immer die graue Maus unter den bundesdeutschen Atomzentren, doch stand es wegen seiner Beteiligung an der Entwicklung der Schnelle-Brüter-Technik stets im Visier der Anti-Atom-Bewegung.

1993 wurde mit dem Ende der „Reaktorsicherheitsforschung“ zwar der Abschied vom Atom genommen, doch noch heute stehen die kernenergiebetriebenen Forschungsreaktoren in Verdacht, eine der Ursachen für die erhöhte Blutkrebsrate im Unterelberaum zu sein.

Zur Zeit liegen die Schwerpunkte der GKSS im Bereich Klima, Elbe, Umwelt und Materialforschung. Forschungsbereiche, an denen Niedersachsen und Bremen offenbar wenig Interesse haben. Zwar will die schleswig-holsteinische Forschungsministerin Marianne Tidick „Niedersachsen und Bremen dazu bewegen, ihre Kündigung rückgängig zu machen“, doch ihre Überredungskünste dürften kaum fruchten. Hannovers Technologie-Ministeriums-Sprecher Jann Bruns jedenfalls weiß: „Wir haben uns das genau überlegt und nicht aus einer Laune heraus gehandelt“.

Damit das Finanzloch von 3,5 Millionen Mark gestopft werden kann, will Marianne Tidick nun die ebenfalls an dem Forschungszentrum beteiligten Bundesländer Hamburg und Brandenburg dazu bewegen, in Zukunft auf die von ihnen insgesamt gezahlten 2,5 Millionen Mark noch ein paar Scheinchen draufzulegen. Angesichts der leeren Haushaltskassen bestimmt kein leichtes Unterfangen.

Marco Carini

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