: In der Capri-Bar
■ Youth Tribe mit ihrer ersten CD in der Grünenstraße
Gute Laune zu haben ist selten in Bremen, Stätte des Dauerregens und von oben verordneter Jubel- Feierlichkeiten. Um so erstaunlicher, daß die Hansestadt den Nucleus einer Band birgt, für die immer die Sonne scheit: Yonth Tribe. Just erschien ihre erste CD: Punkrock, Ska und vor allem eine pfiffige Bläser-Sektion bestimmen den Sound die Binnen- und Buten-Bremer, denen man wegen ihrer absoluten Songwriter-Qualitäten jetzt schon Großes prophezeien kann. Das witterte den auch gleich Markus Maas, esperantosprechender Secondhandplauemnogul der Hansestadt, auf dessen Per Korn-Label das selbstgemacbte Debüt „Poems of a Bad Boy“ erschien. Youth Tribe, das ist der perfekte akustische Ausdruck eines Lebensgefttbts zwischen Skate-Rampe und Capri-Bar. Stilfremde Elemente elegant in ein eigentlich konventionelles Punk-Korsett einzubinden ist das ganz große Plus vom bunthaarigen Drummer Phillip und seinen Mitmusikanten. Da kommt ein Ska-Teil organisch, weil es Spaß macht, und nicht, weil es mittlerweile zum guten Ton gehört, Stile zu kreuzen, Grossover zu machen. Bei Youth Tribe wirkt der Sound dank der Bläser voll, nicht aufgedonnert. Einzig das lausige Presseinfo, vermutlich den Suff-Fantasien eines unterbeschäftigten Promo-Schreibtischtäters entsprungen, schmälert den Genuß dieses auch prächtig aufgemachten Silberlings. Eine deutschlandweite Sommerferien-Tour liegt hinter der vielköpfigen Kapelle, man darf also auf die Live-Qualitäten des Jugendstammes, der heute das neue Material vorstellt, gespannt sein.
Einen reizvollen Kontrast dazu bieten Golgatha, eine Wuppertaler Hardcore-Formation voller Teenager-Weltschmerz. Musikalisch schlagen die Ruhrpottler in eine Kerbe wie die jungen, zornigen Bremer Hardeore- Acts Abyss oder Acme – eine sinistere, oft von hypnotischenotischen Dissonazen geprägte Gitarrenlandschaft unterlegt emotionales Gerdehet, verzweifeltes Geschrei. Statt exptizietem Polit-Bewußtsein sind die Texte eher von introvert-persönlichen Erfahrungen geprägt. Und nein, mit Generation X hat das nichts ztr tun. Opener: die Bremer Purge, heute zum ersten Mal auf den Bühnen-Brettern, die die Welt bedeuten.
Lars Repppesgaard
ab 21 Uhr in der Grünenstraße
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