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Kaffeesatzleserei -betr.: "Symbol der Wählerverdummung" und "Wenn die Erststimme des Fans jemand anderem hilft", taz vom 11.10.94

Sehr geehrte Damen und Herren,

das war eigentlich oft die Stärke der taz, statt verdummender Vereinfachung aufklärende Verdichtung zu betreiben. Das wäre im wahlarithmetischen Dschungel ja auch bitter nötig, wenn's denn möglich wäre. Der eine rechnet und spekuliert so, der andere anders, und Florian Marten bemüht auch noch eine Variante der Kaffeesatzleserei, die hier jedenfalls nur zu Verdruß und, taz-unüblich, zur Verwirrung führt.

Da haben uns doch diese Politiker wieder mal belogen, weil sie doch sicher auch wußten, was F. Marten schreibt: Die beiden Banker werben mit der Erststimmen-Kampagne in Wirklichkeit für die rote Frau und umgekehrt? Denn in der Martenschen Wahl-Wirklichkeit gibt der treue und verantwortungsbewußte Wähler z.B. seine Erststimme gar nicht seiner Kandidatin; er wählt grün oder schwarz, wenn er rot wählt, etc. etc. Wahrscheinlich sieht er oder sie ob soviel Hintersinn längst tatsächlich rot: Warum nicht die Erststimme sparen, wenn sie sich doch nicht da auswirkt, wo sie hinzielt? Vielleicht ist der Kandidatin sogar am meisten geholfen, wenn man sie nicht wählt? Noch Fragen, fragt F. Marten am Schluß. Ja: Stärkt die taz der Partei der Nichtwähler das Kreuz? Das verstimmt die wohlgesonnene taz-Leserin.

Mit freundlichen Grüßen

Ursula Viebig

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