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■ Bürokraten begünstigen WeinimporteBrüssel soll sich raushalten

Schon einmal hat Brüssel uns eine Radikalkur verordnet. Das war 1984 nach dem Abkommen von Dublin. Damals rissen wir die Reben auf 250.000 Hektar Weinanbaufläche aus. Das hat nicht nur die französische Weinproduktion verringert, sondern – auch das muß gesagt werden – für eine stärkere Orientierung hin zu Qualitätsweinen gesorgt. Die französischen Winzer haben gespürt, daß diese Anstrengung nötig war.

Frankreich bringt 95 Prozent seiner Weinproduktion auf den Markt, was rund 60 Millionen Hektolitern Wein entspricht. Brüssel verlangt nun von uns, daß wir nur noch 51 Millionen Hektoliter herstellen. Zwar soll es Entschädigungen geben, aber trotzdem würden noch mehr Weinbauern ihre Arbeit verlieren.

In dem Moment wo unsere Weinproduktion sinkt, läßt natürlich auch unser Export nach. Vielleicht müßte Frankreich irgendwann sogar Wein importieren. Diese Gefahr droht vor allem aus den USA – aber nicht nur von dort. In Südeuropa sind die Bedingungen für die Weinproduktion völlig anders. Vor allem die Arbeitskräfte sind dort billiger als in Frankreich. Mit den Preisen der südeuropäischen Weine können wir einfach nicht konkurrieren.

Mit den geplanten Produktionsquoten nicht genug, will Brüssel auch noch die Einzelheiten der Weinherstellung bestimmen. Als ob wir WinzerInnen nicht in der Lage wären, unseren Wein allein zu machen. So will Brüssel die „Chaptalisierung“ regulieren, das in einigen französischen Weinregionen zugelassene Verfahren, bei dem der Alkoholgrad des Weines mit Sacharose gehoben wird. Der Weinqualität schadet das nicht, und nebenbei verbessert sie durch die Chaptalisierung auch noch die Haltbarkeit des Weines. Was Brüssel an dem Verfahren stört, ist einzig, daß dadurch die Weinmenge größer wird. Aus demselben Grund will Brüssel auch den Einsatz von Traubensaftkonzentraten verbieten. Diese Konzentrate werden benutzt, um die Qualität eines Weines mit Reben von einem anderen Stock anzuheben.

Manchmal hat man den Eindruck, Brüssel würde den multinationalen Konzernen – besonders den US-amerikanischen – die Tore nach Europa öffnen wollen. Wir stellen uns gegen diese Pläne. Wir wollen keine Weinimporte auf dem französischen Markt. Wir wollen auch keine schädliche Reduzierung unserer Produktion, und wir wollen schon gar nicht, daß sich Bürokraten in unsere Arbeit einmischen. M. Cimetiere

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