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Verschnarchter alter Mann

■ betr.: „Daraus müssen wir was ma chen“, taz vom 19.10.94

Die taz hat immer stolz darauf hingewiesen, daß sie Sprungbrett für renommierte Pressekarrieren sei. Manchmal habe ich den Eindruck, daß auf ganz andere Medien gezielt wird. Beispiel 1: am 14.10 der im Bericht über den Gerichtsstreit zwischen Bohley und Gysi enthaltene Vorwurf, Gysis Kanzlei habe Stasi-Dokumente weitergegeben. Zwei Tage nach der Wahl die Gegendarstellung mit der lakonischen Bemerkung „Gysi hat recht“.

Beispiel 2: In den Berichten, die ich gelesen habe, wurde Heym als verschnarchter alter Mann dargestellt, der nicht so recht mitkriegt, auf was er sich da eingelassen hat. So schließt Annette Rogalla ihren Bericht mit der Bemerkung, Stefan Heym sammle „auf dem heimischen Sofa neue Kräfte“.

Welche Klischees wären wohl bedient worden, wenn er nicht oder für eine andere Partei kandidiert hätte? Der große alte Mann der ostdeutschen Literatur? Der unerschrockene Kämpfer gegen Dogmatismus und Bevormundung? Uwe Jens Nagel, Berlin

Zwar hatte ich ein anderes Wahlergebnis gewünscht und erhofft. Der knappe Ausgang der Wahl läßt jedoch für die Zukunft hoffen.

Wir Deutschen, die wir uns gern als das Volk der „Dichter und Denker“ bezeichnen lassen, können glücklich darüber sein, daß nun mit Stefan Heym endlich einmal ein echter Dichter und Denker in den Bundestag einzieht. Vielleicht kann diese Tatsache stimulierend auf das Gewissen einiger Abgeordneter bei den Regierungsparteien wirken, damit es wenigstens bei den wichtigsten Entscheidungen im Bundestag zu einer „Koalition der Vernunft“ kommen kann. Eberhard Poßner, Berlin

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