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„Müssen alle alten Häuser abgerissen werden?“

■ Stellinger Heimatverein trauert um das Grenzhaus am Langenfelder Damm

Mit dem Abriß des alten Grenzhauses am Langenfelder Damm ist gestern begonnen worden: “Die Fassade steht zwar noch, aber drinnen haben die schon angefangen“, sagt Peter Rickers vom Verein Heimatmuseum Stellingen-Langenfelde e.V. „Die Schäden sind schon irreparabel“, fügt er bedrückt hinzu.

Der seit 1987 bestehende Verein hatte sich bis zuletzt gegen die Zerstörung des alten Gebäudes und für seine Nutzung als Stadtteilzentrum eingesetzt (taz berichtete). Ein „generationsübergreifender stadtteilkultureller Treffpunkt“ soll in Langenfelde entstehen, für den die Gruppe seit Jahren nach passenden Räumen sucht. Geplant sind Café-Stunden, Ausstellungen, Lesungen, Dia-, Video- und Kinoabende und eine dauerhafte Präsentation der vorhandenen stadtteilgeschichtlichen Sammlung. Auch die Abgeordneten der Eimsbütteler Bezirksversammlung unterstützen einhellig das Projekt eines Stadtteiltreffs in Stellingen.

Das Grenzhaus stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und wurde zuletzt als Gaststätte „Taverna Thessaloniki“ genutzt. Der Wirt gab im Juni 1993 das Lokal auf. Schnell hatte sich ein Bauträger gefunden, der zwölf Wohnungen auf dem Grundstück errichten wollte.

Nach dem Rückzug des Investors schien das Grenzhaus dem Verein geeignet, Heimatmuseum und Bürgertreff zu beherbergen. „Wir haben kalkuliert, daß wir etwa 150.000 bis 250.000 Mark für den Aufbau des Zentrums gebraucht hätten“, sagt Rickers. Doch der entsprechende Vorstoß scheiterte: Die Stadt habe bereits einen neuen Investor gefunden, hieß es. Peter Rickers bezweifelt allerdings, ob es diesen zweiten Bauträger überhaupt gibt: „Der Vorbescheid ist vom letzten Jahr. Ich nehme an, daß die Stadt in eigener Regie abreißt, weil unbebaute Grundstücke besser zu verkaufen sind“, sagt Rickers, der sich auf anderslautende nicht offizielle Informationen beruft. Ingrid Nümann-Seidewinkel, Bezirksamtleiterin von Eimsbüttel, mit diesem Verdacht konfrontiert: „Wir wissen von einem Interessenten. Für diesen gelten der Vorbescheid und die Abbruchgenehmigung.“ Von der städtischen Grundstücksverwaltungsgesellschaft Sprinkenhof war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

Rickers ist sauer: „Es geht hier nicht nur darum, daß wir die Räume gut hätten nutzen können, sondern darum, daß es nur noch wenige historische Häuser in und um Stellingen gibt. Warum müssen gerade diese aus Profitgier abgerissen werden ?“ Stefanie von Drathen

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