piwik no script img

■ Berlin Werbung – die viertePfeifen im Wald

Jetzt wolle man nach mehreren Fehlversuchen endlich „durchstarten“, trommelte sich vor einem Jahr der neue Chef der Tourismus-Marketing GmbH, Nerger, auf die Brust und versprach den großen Sprung vorwärts. Seitdem ist von ihm nicht mehr viel zu hören; auf das neue Berlin-Logo warten wir noch immer. Dafür überzieht der Luftschloß-Bauer von Boddien die Stadt jetzt mit einer neuen Kampagne der Selbstvergewisserung. Benötigt die wunde Seele der Berliner so viel Linderung? Oder sind es die politisch Verantwortlichen, denen ein Pfeifen im dunklen Wald not tut? Zu gut weiß man im Senat, daß man bei der Lösung der Aufgabe, mit welcher Rolle Berlin in der Welt für sich werben soll, seit Jahren kaum einen Schritt vorangekommen ist. Dafür aber hat der Senat viel Geld herausgeworfen, unter anderem für dümmliche Hochglanzmagazine, die keiner auch nur geschenkt haben wollte. Dabei mangelt es nicht an Organisationen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Im Gegenteil, aber selbst in Berlin – geschweige denn außerhalb – weiß keiner so richtig, wer eigentlich was tut.

Jetzt rächt sich auch die Fixierung auf die Ausrichtung der Olympischen Spiele, von der sich der Regierende Bürgermeister ein neues Image versprach. Das hat verhindert, originäre Berliner Tugenden und Qualitäten zu definieren. Ob von Boddien diese Aufgabe begriffen hat? Wenn er beispielsweise meint, beim Berliner Klimagipfel im April 1995 seien Ergebnisse egal, es komme vielmehr darauf an, daß die Journalisten positiv über Berlin schreiben, kommen daran Zweifel auf. Dabei wäre das kein schlechtes Ziel: aus dem vereinigten Berlin die europäische Metropole zu machen, die Ökologie, Kultur und menschengerechtes Wohnen zu einem zukunftsweisenden Konzept verbindet. Das könnte Touristen und Unternehmen gleichermaßen nach Berlin locken. Gerd Nowakowski

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen