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Zum Auftakt Streit

Mosambiks Renamo-Rebellen überraschen am ersten Wahltag mit Boykotterklärung  ■ Aus Maputo Willi Germund

Die Geburt der Demokratie in Mosambik ist gestern zu einem Wettlauf mit der Zeit geraten. Wenige Stunden vor der Öffnung der Stimmlokale verkündete die ehemalige Rebellenorganisation Renamo, sie nähme an den auf heute und morgen angesetzten Wahlen nicht teil und fordere eine Verschiebung um einige Tage. Während Tausende Mosambikaner völlig ungerührt an die Wahlurnen strömten, setzten die Vereinten Nationen und die komplette internationale Diplomatie in dem afrikanischen Land ihre ganze Hoffnung auf ein Treffen mit Renamo-Chef Alfonso Dhlakama. Der saß 1.200 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Maputo in seinem Haus in der Hafenstadt Beira und erklärte einem portugiesischen Radiosender: „Niemand will die Wahlen boykottieren.“ Zwar seien die Wahlen ein „schlechter Witz“; einen neuen Bürgerkrieg schloß Dhlakama jedoch aus.

Das Verhalten der Renamo erweckt Erinnerungen an eine ähnliche Entwicklung in Angola vor fast genau zwei Jahren. Damals fühlte sich die Rebellenbewegung Unita unter Jonas Savimbi bei den Wahlen betrogen – und griff wieder zu den Waffen. Eine Rückkehr zum Bürgerkrieg wird in Mosambik ausgeschlossen, weil beiden Seiten die militärischen und finanziellen Mittel fehlen. Aber gewaltsame Zusammenstöße sind möglich. „Man muß abwarten, ob Renamo jetzt die Hälfte der Wahllokale abbrennt“, warnte gestern ein enger Berater der Rebellenorganisation.

Die Renamo-Führung studierte in den letzten Wochen vor Mosambiks Wahlen eingehend die Vorkommnisse aus Angola. „Mir soll nicht passieren, was Savimbi geschah“, soll Dhlakama verkündet haben, nachdem er in Simbabwes Hauptstadt Harare mit den Staatspräsidenten von elf Ländern des südlichen Afrika zusammengetroffen war. Schon am Dienstagabend hatte Renamo behauptet, in Mosambik fehlten die Bedingungen für freie und faire Wahlen. Klagen über zu viele Stimmzettel und über angebliche Zuwanderung von Wählern aus Nachbarländern seien nicht ernst genug genommen worden. UN-Sonderbotschafter Aldo Ajello hatte aber noch am Mittwoch abgewiegelt: „Wir sollten am Ende die Fakten untersuchen.“ Den Ausschlag für die Boykottentscheidung gab wohl das Treffen der Staatschefs des südlichen Afrika in Harare, bei dem Simbabwes Präsident Robert Mugabe dem Renamo-Chef die Leviten las und in der Schlußerklärung „militärische Schritte“ angedroht wurden, falls eine der beteiligten Parteien das Wahlergebnis nicht anerkenne.

Der Boykott kommt dennoch überraschend. Mosambiks Staatspräsident Joaquim Chissano erfuhr erst aus den morgendlichen Nachrichten, daß Renamo nicht mehr mit von der Wahlpartie sein wollte. Auf den Stimmzetteln freilich können die 6,4 Millionen Wähler in den etwa 2.600 Stimmlokalen dennoch Renamo ankreuzen. Lediglich die Renamo-Beobachter tauchten in einigen Stimmlokalen nicht auf – ein Problem, daß die Suche nach einer schnellen Lösung erschweren könnte.

„Wir müssen Dhlakama klarmachen, daß er mit dieser Boykottentscheidung nicht nur sich selbst, sondern auch das Land ins politische Verderben reißt“, sagte nun ein Diplomat. Denn gewaltsame Auseinandersetzungen könnten die mühsam begonnene nationale Versöhnung untergraben.

Auf das Vertrauen der Wähler in eine friedliche Zukunft dürfte Renamos Boykott sich katastrophal auswirken – auch wenn die Rebellenführung sich von ihrer Entscheidung möglicherweise politisches Kapital bei der Bildung einer Regierung nach den Wahlen erhofft.

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