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Knast von innen

■ Oldenburger Filmemacher portraitiert den Bremer Abschiebeknast in der Ostertorwache

Als die Ostertorwache in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeweiht wurde, galt sie als das modernste Bremer Gefängnis. Doch gleichzeitig häuften sich auch damals schon die Klagen über die dunklen, stickigen Zellen ohne jede Öffnung in Richtung frischer Luft. Interessante Einblicke in das aktuelle Leben der Ostertorwache, die seit einigen Jahren als Bremer Abschiebeknast dient, gibt ein Video-Film des Oldenburger Medienbüros, der diese Woche im Kulturzentrum Schlachthof Premiere hat.

Ohne jeden aufdringlichen Kommentar zeigt Autor und Regisseur Ali Zahedi darin umso eindringlichere Szenen aus dem Inneren des Abschiebeknastes. In Interviews wird die Geschichte der Ostertorwache erhellt und die Frage beantwortet, was BremerInnen eigentlich von ihr wissen. Und schließlich – so kommt der Film zu seinem etwas unglücklichen Titel – wird Olga vorgestellt, die Ehefrau eines albanischen Abschiebehäftlings.

Aus Olgas Sicht wird das Schicksal eines endgültig abgelehnten Asylbewerbers geschildert. In Interviews berichtet sie von den Besuchen bei ihrem Mann im Abschiebeknast. Und sie wird beobachtet, als sie dessen Beschwerden an die Bremer Ausländerbeauftragte Dagmar Lill (im Film fälschlicherweise als „Helga Trupel“ bezeichnet) weitergibt.

Am Schluß des Films zieht Olga zwei Monate nach der erfolgten Abschiebung Resümee: „Die Ostertorwache war die schlimmste Zeit meines Lebens.“ Und das, obwohl sie nun nur noch einmal die Woche mit ihrem Mann in Albanien telefonieren kann. Aber inzwischen hat Olga wieder Hoffnung – auf ein Widersehen in ihrer künftigen Heimat Israel.

„Die Leute müssen wissen, was für ein Gebäude die Ostertorwache ist und was dort passiert. Ich hoffe, daß sie nach Deinem Film nicht mehr so ruhig daran vorbei spazieren gehen, wie sie es jetzt machen“, schrieb Olga an Ali Zahedi, nachdem sie dessen Film zum erstenmal gesehen hatte. Bei der Bremer Premiere wird Olga selber anwesend sein. Ase

„Portrait einer Frau“ ist zu sehen am Mittwoch, 2.11., 20.30 Uhr im Bremer Kulturzentrum Schlachthof und am 8.11., 20.30 Uhr im Alhambra, Oldenburg. Die Videocassette (VHS) ist über das Medienbüro Oldenburg, Karlstr. 14a, 26123 Oldenburg, Tel./Fax 0441/8859062 zu beziehen.

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