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■ BasketballAlba siegt und Pesic fliegt

Glücklicher Svetislav Pesic. Im Flieger rüber in die Staaten hat er gestern jede Menge Zeit gehabt, seiner Aufgabe nachzugehen. Die lautete: „Über unsere Probleme nachdenken.“ Die Arbeit muß dem Trainer des Basketball-Erstligisten Alba Berlin schnell von der Hirnrinde gegangen sein, denn nach dem 106:88 (Hinspiel 81:74) gegen JDA Dijon Mittwochabend und dem erstmaligen Erreichen der Hauptrunde des europäischen Korac-Cups beschleicht nicht allein den Unbedarften die Annahme: Es gibt wenige, derzeit. Alba spielt, das hat sich gegen den französischen Ligaersten gezeigt, auf sehr hohem Niveau. Wie hoch? „Ich möchte keinen Druck bringen“, hat Jean-Luc Monschau, der freundliche Trainer Dijons wissen lassen. Aber? „Ich bin sicher, daß diese Mannschaft jetzt gegen jede in Europa spielen kann.“

Siebenmal hat der Franzose Alba in den vergangenen Wochen gesehen, wenn er ein Urteil abgibt, dann zählt das was. Also, erstens: „Wenn man so diszipliniert spielt wie Alba, kommt man zu Würfen, die die Mannschaft wirklich will.“ Zweitens: „Die Spieler machen nur, was sie können, weil sie genau wissen, was sie können.“ Abgesehen davon, daß Alba mindestens sieben überdurchschnittliche Bundesligaspieler hat, darunter zwei, (Obradovic und Alibegovic), die die Überdurchschnittlichen noch überragen, deutet Monsieur Monschau damit aber heftig in eine Richtung. „Du“, sagte er zum Gegenüber Pesic und klopfte dem Halbgeschmeichelten auf die Oberschenkel, „hast ihnen erklärt, was sie können und was nicht.“

Das muß etwas dran sein. Im Sommer 93 hat der vormalige Trainer des Europameisters Deutschland die Berliner übernommen, im ersten Jahr durchwachsenen Erfolg verbucht, doch mittlerweile trägt das Team deutlich erkennbar die Züge seines Vordenkers. Beispiel: Henrik Rödl. Der im College eigentlich bestens ausgebildete junge Mann mochte sich nicht mehr recht weiterentwickeln. „Was“, seufzte Alba-Manager Marco Baldi, „haben wir nicht alles gehört über Rödl?“ Nun hat man ihn gesehen. Als es drauf ankam gegen JDA, da hat der 25jährige, der „alles macht“ (Pesic) auch noch die Punkte beigesteuert, 29 insgesamt und dann Seltenes erleben dürfen: eine Sömmeringhalle, die dem kantigen Arbeiter stehend zugejubelt hat.

Überhaupt ist die Show bei Alba längst europaligareif. Die richtige Superliga kommt zwar erst 96/97, man kann aber sicher sein, daß für Pesic und Baldi dieser Termin bereits Kalender-Fixpunkt ist. Mit der näheren Zukunft geht man auch nur anscheinend etwas vager um. Die Bundesliga macht Pause bis zum 20. November, Alibegovic (Slowenien), Baeck und Freyer (Deutschland) reisen mit der Nationalmannschaft, der Rest, sagt Pesic, „hat frei, bis ich zurückkomme“. Wann das ist? Drüben will der die High-School besuchende Sohn auch was vom Vater, doch hüben wird man sich spätestens Dienstag wieder an die Arbeit machen. Denn jetzt, hat man mit Blick auf die verbliebenen Sechzehn im Korac-Cup erkannt, kommen Samstag bei der Auslosung noch ganz andere Kaliber auf Alba zu, Teams wie Knorr Bologna womöglich. „Vielleicht“, hat Pesic zu Monschau gesagt, „spielen wir sogar gegen Pau-Orthez“, neben Limoges der Vorzeigeverein des hochentwickelten französischen Vereinsbasketballs. „Die“, hat da Monschau geantwortet, „werdet ihr auch schlagen.“Peter Unfried

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