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■ Libeskinds ComebackKein Bauzirkus

Wie taten uns manchmal die Augen weh, wenn wir in den vergangenen Monaten und Jahren die siegreichen Entwürfe unzähliger Bauwettbewerbe betrachten mußten. In Reih' und Glied, Block neben Block häuften sich dort Modellklötzchen neben Modellklötzchen. Die Stadt wurde als kritische Büro-Bulette rekonstruiert. Es schien nichts anderes zu geben. Der städtebauliche Entwurf von Daniel Libeskind für das Viertel Landsberger Allee/Rhinstraße ist auf der Suche nach einer anderen Stadt. Wie schon bei seiner abservierten Planung für den Alexanderplatz geht es ihm auch dort um bauliche Vielfalt und formales Chaos in einer zerklüfteten und flexiblen Stadtstruktur. Statt Homogenität und Gleichmaß auszubilden, liegen bei Libeskind die Häuser quer, brechen Blöcke auf und zersplittern oder dehnen sich als lange Riegel über Wasserbecken. Das ist modern, aber wenig zeitgemäß und gleicht erst einmal mehr einer dekonstruktivistischen Graphik als einem zukünftigen Ort, an dem 15.000 Menschen wohnen und ebenso viele arbeiten sollen.

Libeskind, der aus Protest gegen die Architekturdogmen des Senatsbaudirektors Berlin im Sommer in Richtung Los Angeles verließ, kann mit seinem Comeback zeigen, daß es auch anders geht. Freilich sollte ihm das östliche Terrain an der Grenze zu Marzahn nicht als bloßes Experimentierfeld überlassen bleiben, wo er sich austoben kann, wie er will. Gerade ein so geschundener Ort wie die Landsberger Allee braucht einfühlsame Planungen, praktische Architekturen, nutzbare öffentliche Räume und ökologische Innovationen. Erst dann erhielte man von Libeskind wirklich Neues – und keinen Bauzirkus. Rolf Lautenschläger

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