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Antike Planstelle recycelt

■ Nach 100 Jahren sorgt der Fleetenkieker wieder für Hamburgs Gewässer

Der „Fleetenkieker“ hat einen blauen Regenhut auf, er trägt eine enge beige Hose, eine Lederweste und Gummistiefel bis über die Knie. Mit seinem Haken pickt er vorwurfsvoll im Müll, den jugendliche Helfer gestern früh aus den wasserleeren Alsterfleeten gesammelt hatten. Nach rund 100 Jahren wurde die historische Planstelle der Hansestadt vom Verein „Fleetenkieker e.V.“ reanimiert. Jetzt säubert der traditionelle Gewässerschützer wieder Ufer und Sohlen der Wasserstraßen von Schmutz und Unrat.

Unterstützt von der Hamburger Baubehörde, die sich gestern die Ebbe zunutze machte, um mit ablaufendem Wasser die Fleete zwischen Binnenalster und Elbe vollständig zu entleeren. „Einmal im Jahr wird dafür das Wasser aus den Fleeten ablaufen“, sagt Torsten Hahne von der Umweltbehörde. Die Fleetenkieker wollen drei sogenannte Handbagger bauen, stabile Holzkähne, sechs Meter lang und zwei Meter breit, die mit Geräten zur Pflege der Ufer und zum Auffischen von Unrat ausgestattet sind. Mit diesen Booten will der Verein dann mit Schulklassen, Jugend- und Projektgruppen die Außen- und Binnenalster, die Fleete und Kanäle der Alster befahren und dabei Flora und Fauna „der einzigartigen Flußlandschaft“ - so die Vereinsbroschüre - katalogisieren, Wasserproben analysieren, Biotope pflegen und Müll einsammeln. Außerdem ist ein Vereinshaus an der Alster in der Nähe des Stadtparks geplant. Geeignete Räume werden noch gesucht.

Was Rudolf Carsten, Initiator des Vereins und im historischen Kostüm, mit den Schülern der Gewerbeschule 8, die weiße Schutzanzüge anhatten, aus den Alstergrachten holte, war erstaunlich: Ein Sammelsurium aus Fahrrädern, Straßenschildern, Einkaufswagen, einem Pferde- oder Kuhunterkiefer, Sparbüchern der Deutschen Bank, Schmuck, Münzen und einer Schreibmaschine kam zum Vorschein. Im Bleichenfleet erinnerten unzählige Bier und Weingläser an die berühmt-berüchtigten Parties im Posemuckel.

Die Schulklasse beteiligte sich an der Aktion, da Schulleiter Berthold Thielicke einer der Initiatoren des Vereins ist. „Die Idee zur Wiedereinführung des Fleetenkiekers ging von Rudolf Carstens aus, die Initiative von unserem Verein. Die Behörden waren sehr kooperativ“, lobt er. Die Schüler genossen den Klassenausflug in die Fleete sichtlich, fast jeder konnte einen eigenhändig geborgenen Schatz mit nach Hause nehmen. Der „Müll“ soll nun entsorgt, wenn möglich recyclelt werden, sagt Thorsten Hahne. Ein Tip: Stellt das Strandgut aus.

Stefanie von Drathen

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