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Schallschichten im Raum

■ L'Art Pour L'Art präsentierte neue skandinavische Musik

Eine tragende Rolle bei Fließende Grenzen, Hamburgs kleinem Avantgarde-Alibi-Festival, spielt L'Art Pour L'Art. Am Mittwochabend trat das dreiköpfige Ensemble, verstärkt um fünf weitere Musiker, an, Hamburg mit Neuer Musik aus Skandinavien bekannt zu machen. Aber Hamburg schien Besseres vorzuhaben. In der eh schon kleinen Opera stabile jedenfalls ging es recht familiär zu.

Über die announcierten Komponisten weiß der Rezensent nicht mehr, als daß ihre Namen sich in keinem der einschlägigen Musiklexika finden. Gerade drum ist es verdienstvoll, sie zu spielen. Die Risikobereitschaft der kleinen Avantgarde-Gemeinde allerdings wurde nicht eben reich belohnt. Das Stück Rendezvous II des Schweden Arne Mellnäs gleich zu Beginn vermochten Astrid Schmeling (Flöte) und Matthias Kaul (Schlagzeug), trotz seines Titels, kaum zum Dialog zu machen; zu spannungslos und unkommunikativ setzten sie das sympathische Konzept um: Da kreisen die beiden Protagonisten innerhalb des im Viereck aufgebauten Schlagwerks gegeneinander und begegnen sich viermal.

Bei Plateau Pour Deux des Dänen Pelle Gudmundsen-Holmgreen mag es an der zu gedankenlastigen Idee der Musik gelegen haben: Ein Cello weiß sich der groben Attacken von allerlei Hupen nicht zu erwehren, wird im Verlauf mittels wachsender Dynamik jedoch ebenbürtig, beginnt gar im Piccicato zu dialogisieren, nachdem der Schlagwerker versöhnlich auf Kuhglocken wechselte - um schließlich in einen drögen Monolog zu verfallen.

Da hatten die beiden folgenden Stücke mehr zu bieten: Im Verlauf von Per Nörgards Where The Rivers Meet fließen und stürzen Geige und Cello immer mehr ineinander, anfangs minimalistisch schüchtern, später mit angenehmen Anleihen an spätromantische Klangwelten, mit einem witzig menuettartigen fünften und einem furios figuriertem Finalteil.

In seiner Sonata für Tam-Tam läßt der Norweger Björn Fongaard dem Solisten viel Raum für eigene Klangvorstellungen, und Matthias Kaul nutzte ihn: Mit Händen und diversem Schlaggerät bearbeitete er einen schwingenden Gong, schichtete den Schall im Raum, donnerte mit Watteschlägeln, kitzelte mit Obertönen, provozierte schlicht Hören. Bei Hans Abrahamsens Danmarks-Sange für Mezzosopran und fünf Instrumentalisten dagegen wellten sich die Partituren dick auf den Pulten: Zu viele Noten für zu wenig Wirkung, eine Gesangstimme geht unter im Stimmengewirr. Eigentlich ist es egal, wie alt Musik ist. Aber nicht: wie gut. Stefan Siegert

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