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Grausam aber recht erfolgreich

■ 0:0 in Zwickau: St. Pauli bleibt auch im elften Spiel hintereinander ungeschlagen / Meyer mußte vom Platz

„Unsere Serie hat gehalten, alles andere interessiert mich nicht.“ Mr. No-Charisma Uli Maslo brachte es nach dem 0:0 seiner Mannen am Samstag in Zwickau auf einen einfachen Nenner. Die zuletzt so verwöhnten Liebhaber der Millerntor-Elf – zehn Spiele in Folge ungeschlagen – werden sich jetzt natürlich fragen, warum der Übungsleiter sich mit so wenig zufrieden gibt. 0:0 beim Aufsteiger: ist das für eine Mannschaft die in die Bundesliga will, nicht viel zu wenig?

Mitnichten. Schon vor Spielbeginn war klar, daß der Gang nach Sachsen ein ganz harter werden würde. Nicht nur die Tatsache, daß die Braun-Weißen die Reise ohne Spielmacher Carsten Pröpper (neben ihm fehlten auch Hanke, Stanislawski, Fröhling und Driller) antreten mußten, ließ Böses erahnen.

Nein, der FSV Zwickau hat sich inzwischen, nach schwierigem Start, im deutschen Oberhaus Nummer zwei einen Namen gemacht. Neun Spiele in Folge hatten die Sachsen nicht mehr verloren, bevor es vorvergangenes Wochenende beim Gastspiel bei der Berliner Hertha mal wieder eine Niederlage setzte.

Ein Punkt, so schien es, wollte beiden Mannschaften am Samstag genügen. Die Folge: Ein Fußballspiel, welches nur selten an ein solches erinnerte. Kampf und Krampf statt Spielkultur, Mittelfeldgeplänkel statt Torraumszenen. Bestimmten die Gastgeber in der ersten Hälfte über weite Strecken das Geschehen, so übernahm St. Pauli in der zweiten Hälfte erstmal das Kommando, ohne das zählbare Erfolge dabei heraussprangen.

Pechvogel des Tages war Andreas Meyer. Der Mann, der in der letzten Saison noch als Hoffnungsträger verehrt wurde, sah nach wiederholtem Foulspiel den gelb/roten Karton (75.). Über weite Strecken von Maslo nicht berücksichtigt, paßt dieser Faux pas von Meyer in eine persönliche Saisonbilanz, die nur ganz schwer eine positive Wende nehmen dürfte.

So geschwächt, mußten die Gäste in der letzten Viertelstunde noch eine gehörige Drangphase der Sachsen überstehen. Gronau rettete auf der Linie und Thomforde bewies zweimal, daß er inzwischen zu einem der besten Zweitligatorhüter gereift ist. Er war also etwas glücklich – der Punkt des Tabellendritten.

Nicht unterschlagen sollte man allerdings das wegen angeblichem Abseits nicht gegebene Tor von Sawitschev (44.), welches selbst eingefleischte Zwickau-Fans zweifeln ließ, ob sie diese Regel jemals richtig verstanden hatten. Mit diesem Tor wäre das Glück der Millerntor-Elf perfekt gewesen. Verdient gewesen wäre es allerdings nicht.

Stefan von Leesen

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