: „Barú“ - die neue Nuß aus Brasilien
Die Nuß ist hart: Wenn die Bauern in Doverlandia (Zentralbrasilien) sie knacken wollen, müssen sie einen Schraubstock einsetzen, ein normaler Nußknacker wäre überfordert. „Barú“, die öl- und proteinreiche Nuß, ist eine völlig neue Ware: Sie wächst nur wild auf wenigen Savannenbäumen und wird auf brasilianischen Märkten kaum angeboten. Sie gilt als unwirtschaftlich, weil die Bäume für Monokulturen ungeeignet sind. Ein Handelsprojekt der Bremer Jugend- und Ökoinitiative „KLiCK e.V.“ mit landlosen Bauern hat deshalb eine wahre Euphorie verursacht.
Die Nuß, geschmacklich und preislich zwischen Mandel und Erdnuß angesiedelt, wird um Bremen herum probeweise auf Weihnachtsmärkten verkauft und erweist sich als Hit: Von der jüngst eingetroffenen Test-Tonne sind schon über 150 Kilo verkauft, zum Preis von 3,50 Mark für 200 Gramm. „Ein Massenartikel wird sie aber nie werden“, schränkt Erwin Bienewald, KLiCK-Gründer und -Geschäftsführer ein, „dazu sind Ernte und Verarbeitung zu aufwendig.“ Die Bäume sind selten und wurden während der Aktion erstmals kartiert, das Sammeln, Knacken und Rösten übernehmen die Beteiligten vor Ort. Selbst bei größtem Verkaufserfolg könnten maximal fünf bis sechs Tonnen im Jahr exportiert werden – davon könnte aber ein ganzes brasilianisches Dorf leben.
Projekte dieser Art garantieren den landlosen Bäuerinnen und Bauern ein vergleichsweise hohes Salär: Für das Kilo Barú wurden fünf Dollar gezahlt – sonst liegt der Monatslohn für Landarbeit bei gerade mal 40 Dollar. Zusätztlich unterstützt das Projekt die Landlosen mit Aufbaumaßnahmen wie Schulen, ärztlicher Versorgung oder Traktorenkauf. Auch die deutschen KäuferInnen können ohne Reue genießen – der Nußkauf trägt zum Gelingen des Projektes bei, und die Barú-Nüsse sind, anders als Erdnüsse, absolut pestizidfrei, weil sie nicht von Plantagen kommen.
Hält die Lust auf Barú an – „die Tonne sind wir bis Weihnachten los“ – so will KLiCK den Verkauf besser organisieren, natürlich mit sozialem Schwerpunkt: „Wir denken an einen Bauernhof in Worpswede, der in einem Jahr von 16 Behinderten bezogen wird. Da könnte auch der Barú-Vertrieb gemacht werden“, erläutert KLiCK-Zivi Alexander Donnert.
Die neue Nuß wird in Tüten verkauft, aber auch in Studifutter oder „Tropenmüsli“ gemischt – zu erstaunlich günstigem Preis. Ein kurzer taz-Praxistest ergab: Baru schmeckt, und zwar lecker. „Wir hoffen auch auf Kneipen“, merkt Bienewald zwinkernd an, „weil die Nüsse so ölhaltig sind, machen sie Durst und dienen als gute Biergrundlage“.
Nils Kaczenski
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