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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenNeumann verwirrt Nölle

Unter dem Stichwort „Nölle-Neumann“ geht es inzwischen auch in Bremen um Mutmaßungen über die Wählergunst. Hatte sich Bremens CDU-Chef Bernd Neumann vor zehn Tagen öffentlich auf Partnersuche begeben und dabei auch eine schwarz-grüne Liaison ins Auge gefaßt, ließ CDU-Spitzenkandidat Ulrich Nölle ein paar Tage später über den Weser-Report verbreiten, daß er sich so etwas „überhaupt nicht vorstellen“ könne. Und da in der CDU die überwiegende Mehrheit sowieso gegen den „grünen Flirt“ sei, würden Neumanns Äußerungen bloß für „Verwirrung“ sorgen.

Vor allem offenbar bei Nölle selber. Dabei ist Neumanns Taktik gar nicht so schwer zu verstehen: Schon bei einfacher Addition der Wahlprozente liegt auf der Hand, daß die CDU – will sie in Bremen wirklich einmal einen Platz im Senat einnehmen – mehr Hilfe braucht, als von der schwindsüchtigen FDP zu erhoffen ist. Bleibt Schwarz-Grün mit oder ohne FDP im Boot oder die Große Koalition. Aber über die darf man – Nölle-Neumann (Allensbach) wird es wissen – beim besten Willen nicht vor der Wahl spekulieren. Außerdem geht man nach der Wahl weit stärker in die Koalitionsverhandlungen mit der SPD, wenn man ernsthaft mit einer anderen Option drohen kann.

Wer die – wie Nölle – von vornherein nicht zuläßt, beweist damit, daß er ein politischer Anfänger ist. Vollblut-Profis wie Bernd Neumann lassen dagegen neun Monate vor der Wahl eine geschickt formulierte Bemerkung fallen, die Schwarz-Grün nicht ausschließt. Öffentlichkeit und eigene Parteibasis haben das bald wieder vergessen, aber nach der Wahl kann Neumann sagen: „Wieso, Schwarz-Grün war doch immer eine Option von mir.“

Nach der peinlichen Panne in der Außendarstellung hat der Spitzenkandidat im CDU-Haus jetzt gleich dreifachen Beistand zur Seite bekommen. Bürgerschafts-Haudegen Günter Niederbremer soll in politischen, Sportvereins-Manager Jens Eckhoff in organisatorischen Fragen und Pressesprecher Thomas Diehl beim Umgang mit den Medien Einhalt gebieten, wenn Sparkassen-Nölles taktisches Ungeschick wiedermal aus dem Ruder zu laufen droht.

Daß der CDU diese Gefahr auch weiterhin droht, war ebenfalls dem Weser-Report zu entnehmen. „Ich war bisher stolz auf meinen gesunden Menschenverstand und werde auch in Zukunft darauf setzen“, drohte Nölle in Richtung Neumann. Auf das entsprechende Nölle-Wahlplakat mit dem Slogan: „Ich habe meinen Kopf im Bauch“ freut sich schon heute Rosi Roland

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