Handgeschnitzt klingt alles besser

■ Zwei Brüder aus Uphusen bauen elektrische Gitarren der Extraklasse

Das Warten lohnte sich. Vor dem Auftritt der US-Hardrockgruppe „Guns 'n' Roses“ im Sommer 1993 im Bremer Weserstadion standen die Brüder Michael (29) und Roger Plate (36) aus Uphusen bei Achim vor der Bühnenabsperrung und begehrten Einlaß. Sie waren schwer bepackt – in den Koffern trugen sie Modelle ihrer selbstgebauten elektrischen Gitarren. „Zwei Stunden hat es gedauert, dann kamen wir endlich 'rein“, erinnert sich Michael Plate. Eine kurze Spielprobe reichte aus, um „Guns 'n' Roses“-Gitarrist Gilby Clarke zu überzeugen. Noch am selben Abend rockte Clarke mit einer handgefertigten Gitarre aus Uphusen im Weserstadion.

Dabei hatten die beiden Brüder, Michael und Roger, erst 1993 mit dem professionellen E-Gitarren-Bau begonnen. Seitdem läuft die Produktion von handgefertigten E-Gitarren auf Hochtouren. Im Programm sind zwei Standardmodelle „Walker“, ein Baßmodell sowie Maßanfertigungen auf Bestellung. „Wir machen hier praktisch aus einem Baumstumpf und einem Eimer Farbe eine Gitarre.“ Gitarren „von der Stange“ haben nämlich „keine Seele“ und außerdem viele Mängel. Das hatte Michael, der selbst Rockmusik macht, schnell herausgefunden, und er wollte Abhilfe schaffen. „Erst wechselst du die Tonabnehmer, dann die Bundstäbchen, dann arbeitest du dich immer weiter ins Innere deiner Gitarre vor.“ Zunächst nutzte er in einem Musikladen seine Kenntnisse für die Reparatur von Gitarren, mittlerweile macht der Gitarrenbau in der Tischlerwerkstatt 30 Prozent des Umsatzes aus.

Die Brüder gehen streng arbeitsteilig vor. Roger beschafft das spezielle Holz aus allen Ecken der Welt, Michael besorgt die Bearbeitung. Der Aufwand beim Holzeinkauf lohnt sich, denn auch bei elektrischen Gitarren ist das Holz für den Klang des Instruments entscheidend, nicht der Verstärker. „Die verschiedenen Hölzer haben unterschiedliche Dichten, die Dichte beeinflußt die Resonanzschwingungen der Töne.“ Man bevorzugt Erle und Mahagoni, für die Griffbretter Ahornholz, Palisander oder Ebenholz. Alles ist im Hause Plate Handarbeit: Die Gitarrenkörper, die aus Massivholz zusammengeleimt werden, die Fräs- und Bohrarbeiten für die Versenkungen der Tonabnehmer, Schalter und Mechaniken, das Aufsetzen der Decke, der Hals.

Der Erfolg ist da: Fachzeitschriften stellen den Eigenbauten beste Zeugnisse aus, etablierte Musiker greifen zu diesen Instrumenten. An großen Plänen mangelt es folglich nicht. Rund 30 Gitarren pro Monat sollen in Zukunft bei Plate gebaut werden. Zur Zeit entwickelt Michael Plate eine neue Kreation: Eine Doppelhalsgitarre für Folkmusiker, deren oberer Teil eine akustische Gitarre mit Resonanzkörper und deren unterer Hals eine normale E-Gitarre werden soll.

Markus Daschner/dpa