■ Portrait: Eugene Paul Wigner
Einer der Väter der US-amerikanischen Atombombe ist tot. Mit 92 Jahren starb am vergangenen Sonntag der Physiker und Nobelpreisträger von 1963, Eugene Paul Wigner, in einer Klinik in Princeton, New Jersey. Der in Budapest geborene Wigner promovierte 1925 an der Technischen Hochschule in Berlin und arbeitete dort bis zur Machtübernahme der Nazis an den Problemen der Quantentheorie. Wigner gehörte zu den zahlreichen Wissenschaftlern, die im Nazi-Deutschland unerwünscht waren. Er war es, der nach seiner Emigration zusammen mit Niels Bohr die Nachricht in die USA brachte, daß die deutschen Atomphysiker um Otto Hahn in Berlin-Dahlem an den Möglichkeiten einer atomaren Kettenreaktion arbeiten. Von Wigner kam 1939 der folgenreiche Vorschlag, daß die in Amerika lebenden Atomphysiker die US-Regierung über die „Uranium-Situation“ aufklären müßten, damit sie auf eine „mögliche plötzliche Drohung“ durch Hitler vorbereitet sei.
Als aus den Reihen seiner Kollegen der Ruf laut wurde, die Forscher sollten sich einer Selbstzensur unterziehen und keine Ergbnisse aus der Atomforschung mehr veröffentlichen, war Wigner einer der ersten, der dies begrüßte.
Vater der Atombombe Foto: Ullstein
Da trotz erster Kontaktaufnahmen zu der US-Regierung anscheinend nichts geschah und die Nachrichten über die Fortschritte des deutschen Uranprojekts immer bedrohlicher wurden, stellte Wigner den Kontakt zu Albert Einstein her. In der Hoffnung, daß man auf den berühmten Nobelpreisträger hören werde, trafen sich an einem heißen Sommertag im Juli 1939 die Atomphysiker Eduard Teller, Leo Szilard und Wigner mit Albert Einstein und machten ihn auf die alarmierende Situation aufmerksam. „Einstein hatte die Möglichkeit einer Kettenreaktion im Uran nicht wahrgenommen“, berichtete später Szilard. Aber er hatte kaum zugehört, da begriff er schon die möglichen Folgen. So kam es zu den folgenschweren Brief, der das US-amerikanische Atombombenprojekt in Gang setzte. Bis 1945 war Wigner dann in der Chicagoer Arbeitsgruppe um Enrico Fermi selbst am Bau der ersten Atombombe beteiligt, die vor 50 Jahren auf Hiroshima niederging. In den späteren Jahren blieb der Physiker dann weiter der Atomforschung verhaftet. Er beschäftigte sich neben seinen theoretischen Arbeiten über philosophische Probleme der Physik unter anderem auch mit dem Bau von Atomkraftwerken. Wolfgang Löhr
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