: taz-Chronik '94
31.12.: Ein Reformprojekt für 1994! - Claus Leggewie über Parteiverdrossenheit und die Notwendigkeit einer Reformbewegung von unten zu Beginn des Superwahljahres
Prost Neujahr, liebe Waffenschieber! - Michael Sontheimer kommentiert die Ermittlung des Independent, wonach Schnellfeuergewehre der Firma Heckler&Co in die Hände der Serben gelangten
Im Zoo der wilden Wichser - Michael Miersch ermittelt: Auch das liebe Vieh, schätzt die Onanie
4.1.: Verliebt in die eigene Isolation - Petr Pithart, bis 1992 tschechischer Ministerpräsident, zieht ein Jahr nach Auflösung der CSSR Bilanz
13.1.: Sarajewo im Winter - Eine gemeinschaftliche Solidaritätsaktion europäischer Zeitungen, in deren Verlauf prominente Autoren aller Teilnehmerländer über den Kriegsalltag in der bosnischen Hauptstadt berichten
14.1.: Als langfristiger Volkskrieg angelegt - Salvador Castaneda, vom Mexikanischen „Historischen Forschungszentrum über bewaffnete Bewegungen“ zur Perspektive der Zapatisten
20.1.: Die zehn Kardinalsünden der UNO - aufgezählt von Kemal Kurspahic, Chefredakteur der bosnischen Tageszeitung Oslobodenje
22.1.: „Beruf Neonazi“ - Klaus Theweleit findet den Film gut.
26.1.: Wo endet die Meinungsfreiheit? - Elke Schmitter verurteilt die Übergriffe auf Katharina Rutschky, die an der Teilnahme an einem Berliner Kongreß zum Thema Kindesmißbrauch gehindert werden sollte
29.1.: Glück hat, wem die Frau stirbt - Auszüge aus Zeitungskolumnen von Taslima Nasrin im Index on Censorship
3.2.: Moralisch geboten, politisch zweckmäßig - Graf H. von Kielmansegg, Bundeswehrgeneral a. A., plädiert für eine militärische Hilfe in Bosnien-Herzegowina
4.2.: Fünf Jahre „fatwa“ gegen Salman Rushdie - Auf der Doppelseite zum Jahrestag steht u. a. ein Interview von Thomas Dreger mit dem iranischen Theologen und Rechtswisenschaftler Medi Haeri.
19.2.: Zwei Winde, ein Sturm und eine Prophezeiung - Subcomandante Marcos, Sprecher der zapatistischen Indianerbewegung Mexikos, gibt eine andere Beschreibung der Ursachen des Januar-Aufstandes: „Eine Handvoll von Kaufleuten, unter ihnen der mexikanische Staat, holen aus Chiapas alle seinen Reichtum.“
24.2.: Nicht unterkriechen lassen! - Ludger Vollmer über den Mehrheitswillen der Grünen.
1.3.: Die Zeit der folgenlosen Spiele ist vorbei - Erich Rathfelder begrüßt den Abschuß von vier serbischen Bomber durch die Nato
2.3.: Spielbergs Oskar - Ist „Schindlers Liste“ ein neuer Rettermythos oder ein notwendiges Mahnmal? Jim Hoberman contra, Micha Brumlik pro
5.3.: „Mit Rechten reden?“ - Jürgen Gottschlich kommentiert Wolfgang Templins Interview in der Jungen Freiheit.
7.3.: „Südafrikas Rechte vor Spaltung“ - Will Germund beginnt mit seiner Serie „Südafrika im Aufbruch“.
8.3.: „Frauentaz“ - Anläßlich des Frauenstreiktages bekennt Domenica Niehoff: „Irgendwie bin ich auch frauengeschädigt.“
10.3.: Die Arbeitsgesellschaft ist faktisch tot - Martin Kempe spricht mit André Gorz.
11.3.: Der heilige Orgasmus als Basisarbeit - Petra ter Hinzen und Heidi Jagner im Gespräch mit der Theologin und Domina Heide Marie Emmermann über Sexarbeit, Katharsis und Gotterfahrung
16.3.: Deutschland freut sich (nicht) - Henryk M. Broder über den beleidigten Kanzler, den die Alliierten nicht bei ihrer Feier anläßlich der Landung in der Normandie dabei haben wollen
19.3.: Wir wollen stärkste Kraft werden - Interview mit Rudolf Scharping
22.3.: Kohl muß in die erste Reihe - fordert der französische Philosoph Andre Glucksman zum Streit um den 50. Jahrestag der Normandie-Landung
taz-Chronik '94
15.4. Noch einen Tag, dann geht es auch hier los - Bettina Gaus beginnt mit der Reportage aus dem südruandischen Butare, wo die Bewohner stündlich damit rechnen, daß in ihrer Stadt das Töten beginnt, eine Serie von Berichten über den Völkermord in Ruanda
15 Jahre taz - Treue AbonnentInnen der ersten Stunde treffen sich heute abend zum Feiern
16.4.: Ein zähes Pflänzchen - Chefredakteur Michael Sontheimer zum Jubiläum: „Gelegentlich lästern wir in der Chefredaktion, daß in Zeitungen üblicherweise die Redaktionen eher links oder radikal und die Chefredaktion und die Verlagsleitung eher konservativ sind, nur bei uns ist es umgekehrt.“
Rechts ist da, wo der Micha links ist - „Die moral majority der Redaktion“ antwortet auf Sontheimers Festschrift: „Wo ist links, Micha?“ Die Redaktion stimmt gegen Sontheimer ab.
18.4.: 15 Jahre und kein bißchen Scheiße - Rückblick auf das Geburtstagsfest in der Berliner Volksbühne. Michael Sontheimer verkündet: „Der Abend ist eröffnet und ich sage hiermit Tschüss zur taz“. Grund: Zerrüttung mit der Redaktion
29.4.: Wir werden ein, zwei, vielleicht fünf Jahre brauchen - Willi Germund im Gespräch mit Nelson Mandela.
30.4.: die ganze tageszeitung zum Tag der Arbeit.
2.5.: „Wir sind in der letzten Phase des Konflikts“ - Interview mit Nordirlands Sinn-Fein-Führer Gerry Adams über die Friedenschancen und die Zeit danach: „Wir brauchen eine stabile konservative Regierung“
16.5.: Weißer Rauch über dem Rudi- Dutschke-Haus - Arno Widmann ist Nachfolger der „abgetretenen“ Chefredakteurs-Troika Elke Schmitter, Jürgen Gottschlich und Michael Sontheimer
21.5.: Ich halte mich für mehrheitsfähig - Steffen Heitmann blickt mit Hans- Hermann Kotte auf seine gescheiterte Präsidentschaftskandidatur zurück
Die Leine wird kürzer: Pekings Behörden haben Berufsverbote über Filmemacher verhängt. Christiane Peitz über Zensur in Fernost.
25.5.: Auf zum letzten Gefecht - Bettina Gaus aus dem ruandischen Gitarama, wo Armee und regierungstreue Milizen so gut wie geschlagen sind und die letzten Zivilisten zum Endkampf mobilisiert werden
30.5.: Mitfahrgelegenheit bei den Leibhaftigen - Gabriele Goettle notiert Erfahrungen einer Tramperin. Eine Flut von LeserInnenbriefen bezichtigt sie des Sexismus.
3.6.: Ladies Almanach - Sonja Schock ruft nach fünf Jahren taz ohne Frauenseite den Ladies Almanach ins Leben
9.6.: Zeter, zeter, ächz, ächz - Willy Weber befragt Erika Fuchs (87), seit 1951 Übersetzerin der Duck-Geschichten von Carl Barks
17.6.: Jetzt geht's loos - Zu Beginn der Fußballweltmeisterschaft sprechen Herr Thömmes und Norbert Thomma mit Berti Vogts: „Kohl ist mein Kaliber: einer aus der groben Ecke“
18.6.: Federboa und Doppelaxt - Zum Christopher-Street-Day widmet sich eine komplette Ausgabe ausschließlich lesbisch-schwulen Themen. Auf die Frage: „Was erregt ...“ antworten auch Ivan Rebroff und Jürgen Marcus. Monica Treuts Antwort fiel der Zensur der Chefredaktion zum Opfer.
24.6.: Die verfluchten guten Gründe - Jürgen Fuchs kommentiert Marcel Reich-Ranickis Bekenntnis zu seiner Geheimdiensttätigkeit
2.7.: Erlaubnis, Geld zu drucken - Im Gespräch mit Niklaus Hablützel zieht Otto Schily Bilanz über die Aktivitäten des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Treuhandanstalt
5.7.: Ich bin voll für Volksfront - Hans- Hermann Kotte spricht mit PDS-Kandidat Gerhard Zwerenz und fragt, ob die PDS jetzt die „Partei der alten Säcke“ sei
11.7.: Das große Warten im Wendtland - Niklaus Hablützel saß mit drei Generationen von Anti-AKW-AktivistInnen auf der Straße. Doch der Castor kam nicht.
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13.7.: Sie haben nichts Unrechtes getan - Salman Rushdie schreibt Taslima Nasrin und eröffnet damit eine von „Reporter ohne Grenzen“ koordinierte Briefkampagne, in deren Verlauf zeitgleich in 20 europäischen Zeitungen Briefe internationaler Schriftsteller an Taslima Nasrin erscheinen sollen
Handeln Sie, Herr Kinkel - fordert Martin Walser.
19.7.: Frau Nasrin bekommt hier jeden Schutz - Klaus Kinkel antwortet postwendend
23.7.: taz-Spendenaktion für Roland Schlosser erfolgreich beendet - 17 000 Mark für den „freundlichen Polizisten“, der einen angolanischen Abschiebehäftling befreite und dafür 2000 Mark Strafe zahlen mußte. Der Überschuß geht an das „Institut für Bürgerrechte und öffentliche Sicherheit“.
13.8.: Nacktheit als Bekleidungsform - Michael Rutschkys Studie zu Sozialstruktur und -verhalten im Freibad
25.8.: Das war eine richtige Wildkatze - Maurice Najman spricht mit Markus Wolf über „Carlos" Aufenthalt in der DDR
26.8.: So wie Kohl regiert - davon steht in der Verfassung nichts - Arno Luik spricht mit Otto Graf Lambsdorff über Helmut Kohl, Rudolf Scharping und das Leben nach dem Tod
31.8.: Schleimiges Untier, domestiziert - Karola Braun-Wanke hat die Ausstellung „Lurchi - dem Feuersalamander auf der Spur“ in Kornwestheim besucht und beobachtet, wie aus dem Rabauken Lurchi mit der Zeit ein richtiger Softie wurde.
1.9.: Taslima Nasrin: „Ich danke Euch“ - Die aus Bangladesch geflohene Schriftstellerin und Feministin schreibt ihren Unterstützerinnen und Unterstützern zurück
Gottes ist Orient wie Okzident - Wolfgang Templin spricht mit Lew Kopelew über den Abzug der russischen Truppen.
3.9.: Reinrassige Ansichten - Charlotte Höhn, Direktorin des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung und deutsche Vertreterin bei der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz, auf die Frage von Ulrike Schaz und Susanne Heim: „Was meinen Sie mit Denkverboten?“ - „Zum Beispiel, daß man sagt, daß die durchschnittliche Intelligenz der Afrikaner niedriger ist als die anderer.“
9.9.: So hat er's gemacht! Die Medienseite enthüllt den Hintergrund des Lotto-Skandals: „Monitor“-Chef Klaus Bednarz hatte die Glückszahlen auf den Kugeln heimlich überpinselt.
„Tsahal“: Claude Lanzmanns neuer Film steht 100 prozentig hinter der israelischen Armee. Mariam Niroumand traf den Regisseur in Venedig.
10.9.: Eiliger Abschied von den Afrikanern - Charlotte Höhn reist aus Kairo ab
14.9.: Netzer war nicht in Woodstock - Peter Unfried spricht mit Günter Netzer, der heute 50 wird: „Für mich war das, wie es war, hundertprozentig in Ordnung.“
16.9.: Was von Mitterand bleiben wird - Dorothea Hahn spricht mit Serge Klarsfeld über die Vichy-Vergangenheit Präsident Mitterands
30.9.: Preisgekrönt - Der „Ingeborg- Drewitz-Literatur-Preis für Gefangene“ geht in diesem Jahr unter anderem an den Insassen der Haftanstalt Tegel und Mitarbeiter der taz-Berlinredaktion, Peter Lerch.
1.10.: Odyssee in Odense - Alexander Heinz und Jan Feddersen reisen, nachdem sie Hamburg sexuell abgegrast haben, ins erotische Neuland der dänischen Insel Fünen. Doch das „Männermaterial“ ist enttäuschend.
6.10.: Die Feigheit der Kraniche -Die taz hat aufgedeckt, daß sich die Lufthansa weigert, Salman Rushdie zu befördern. „Ich habe doch nicht die Pest“, sagt Rushdie im Gespräch mit Thierry Chervel.
7.10.: taz auf CD-Rom - Pünktlich zur Buchmesse fertig: Sechs Jahre taz auf zwei CD-Roms
Das Dilemma des Silvio Berlusconi - Werner Raith beschreibt es.
20.10.: Sind Männer schlauer als Frauen? - Ja. Sagt der nordirische Professor Richard Lynch. Ralf Sotscheck sagt warum.
taz-Chronik '94
28.10.: Unser Ziel ist die Freiheit des Wortes - 134 Schriftsteller im Iran unterzeichnen einen Aufruf gegen die Zensur: „Niemals darf es gestattet sein, die Veröffentlichung unserer Werke zu verhindern"
29.10.: Schmerzensmann - Uta Ranke- Heinemann rezensiert das neue Buch des Papstes
Wäre ich Aristide - Andrea Böhm aus Haitis Slums nach der Rückkehr Aristides
4.11.: Sie jagen mich als einzelne Person, wollen mich aus der Politik ausschalten - Gregor Gysi wehrt sich gegen Anschuldigungen seiner ehemaligen Mandanten, die ihn als Stasi-Spitzel bezeichnen: „Hier hatte ich eindeutig die Funktion eines Mittlers.“
Rückkehr zur Pro-Gutenberg-Zeit - Navid Kermani spricht mit dem iranischen Schriftsteller Mohammed Ali Sepanlu über den von 134 Kollegen unterzeichneten Aufruf gegen Zensur
Zappa allein zu Haus: Diedrich Diederichsen über Frank Zappas kuturpessimistisches Alterswerk
10.11.: Niemand darf die Lehren vergessen - Marek Edelmann zum Jahrestag der Reichspogromnacht 11.11.: Nicht beantwortete Fragen - Jürgen Fuchs, Vera Wollenberger, Angelika Barbe, Katja Havemann, Gerd Poppe und Bärbel Bohley antworten auf Gregor Gysis Selbstdarstellung als „Gejagter“: „Gysi zeichnet ein Bild der Geschehnisse - dicht an der Wahrheit, aber dicht daneben.“
23.11.: Der letzte Diktator Nigerias - Wole Soyinka über das Regime des Militärdiktators Abacho und das drohende Ende der nigerianischen Geschichte
25.11.: Du sollst an dir selber ersticken - Birgit Hogefeld über die Wirkungen der Isolation
2.12.: Das Gift wirkt bis heute- Zehn Jahre nach der Katastrophe von Bhopal hat Berhnhard Imhasly die Opfer besucht. Sie haben bis heute keine Entschädigung bekommen.
7.12.: Bequemes und Unerträgliches - Daniel Cohn Bendit antwortet auf die Frage, ob in Bosnien auch deutsche Kampfflieger eingreifen sollen: „Wer eine Internationalisierung einer Außenpolitik will, muß auch die Internationalisierung der Verantwortung akzeptieren.“
10.12.: Exemplarische Entschädigung - Anita Kugler über die Berliner Gedenkbibliothek, die ausgerechnet eine ehemalige KZ-Aufseherin zum Paradeopfer des Stalinismus machte
13.12.: Sterben für Speck und Eier - Wole Soyinka bespricht Nelson Mandelas Autobiographie.
17.12.: Wer den Turm hat, hat die Macht - Bascha Mika fragt, ob der Kölner „FrauenMedia Turm“ durch Alice Schwarzer und die „Emma-Mitarbeiterinnen widerrechtlich für gewerbliche Zwecke genutzt wird.
19.12.: Böse Sexualität - Ulf Erdmann Ziegler über die Prüderie einer Berliner George Grosz Ausstellung, die auf die pornographischen Zeichnungen des Malers gern verzichten wollte
23.12.: Generationsspaltende Musik - Herbert Grönemeyer sagt Thomas Groß, was er von Techno und seinem neuen Wohnort Berlin hält
24.12.: Det is Berlin: Visapflicht im Kreißsaal - Ute Scheub erzählt, wie die Ausländerbehörde der Hauptstadt anhand von Amra S. aus Sarajevo und ihres kleinen Sohnes Erol die biblische Geschichte aktualisiert
29.12.: Bugs Bunny, Kafka und die Posaunistin - Sonja Schock über Abbie Conant, die auf originelle Weise zwölf Jahre darum kämpfte, Solo-Posaunistin der Münchener Philharmonie zu werden
30.12.: Warten auf den nächsten Parteitag - Matthias Geis und Andrea Seibel durften mit dabei sein, als zwischen Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit die Fetzen flogen: Endet auf dem Balkan die Chance einer europäischen Sicherheitspolitik? Muß die Zivilbevölkerung mit militärischen Mitteln geschützt werden? Mit deutscher Beteiligung?
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