■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Neues vom Breilibü
Alle Welt redet vom sozialdemokratischen Prostataklub, dabei ist die SPD beileibe nicht die einzige, die in diesen Tagen gebeutelt wird. Sakrisch hats gekracht im grünen Landesvorstand am letzten Dienstag. Und zwar zwischen zweien, die sich ansonsten eher riechen können: Umweltsenator Ralf Fücks und Energieprofessor Helmut Spitzley. Angebrüllt haben die sich. Den Grund ahnt man schon: Die Initiative gegen den Stadtwerke-Verkauf (nicht mehr als 24,9 Prozent; nicht an die Preag). 11.000 Unterschriften wollen die AktivistInnen sammeln – damit das Thema in der Bürgerschaft diskutiert wird.
Aber es geht ja mehr ums Grundsätzliche, und so grundsätzlich und lautstark haben sich Spitzley und Fücks angemacht. „Eine Jahrhundertentscheidung“ sei der Verkauf, donnerte der Professor; „Fundamentalismus mit Endzeitrhetorik“, blaffte der Senator dagegen. Die Initiative führe die Grünen in eine Zerreißprobe. Es war fast wie in alten grünen Zeiten: Die einen versuchen, aus der schmutzigen Realität das Beste herauszuholen, und die anderen begehren, nicht schuld daran zu sein.
Da können sich die freuen, die die UrheberInnen der Initiative sind. Im letzten Herbst haben die PDS-StrategInnen angestrengt darüber nachgedacht, mit welchem Köder sie am besten im Grünen Tümpel fischen können. Und sie haben ihn gefunden.
Im November trommelten sie einen Teil der Öko-Szene zusammen. Verrat! Die Stadtwerke werden klammheimlich verkauft! Ganz so, als hätten die Grünen einen energiepolitischen Nachrüstungsbeschluß unterschrieben. Da war die PDS ganz in ihrem Element. Heraus kam der Krefelder Appell mit anderem Thema, eine Unterschriftenliste. Und drunter steht wie damals, bei MSB und DKP, das berühmte Breilibü: Breites linkes Bündnis.
Das Fazit der Woche: Die Geronten von rechts und die Traditionslinken: Der Angriff der Vergangenheit auf die Gegenwart. Hilfe! Rosi Roland
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