piwik no script img

■ StandbildFlachkran, chancenlos / "Keine Chance für Erfinder?"

„Keine Chance für Erfinder?“, Mo., 20.15 Uhr, BR

Daniel Düsentriebs Nachfahren stehen – im Autobahnstau. Ziemlich profan illustrierte Karl Nikolaus Renner seine Reportage aus dem Reich der „Forschung und Entwicklung“ (F+E). Republikweit sammelte er Belege dafür, wie innovative Erfindungen ausgebremst werden. Ignoriert von den Bossen, gemaßregelt durch Bürokraten. Gebastelt mitunter aber auch in trauter Harmonie mit der interessierten Industrie. Am Schluß forderte ein Unternehmensberater mehr Innovationsbereitschaft. Manager hätten keine Visionen mehr; zu sehr verteidigten sie vorhandene Märkte. Solche Nieten in Nadelstreifen kamen hier erstaunlich gut weg, aber auch größere Zusammenhänge schienen Renner nicht so sehr zu kümmern. Seine Beispiele zeigten meist keine wirklichen Innovationen, sondern Produktverbesserungen. Unerwähnt blieb: Dorthin fließen 90 Prozent der F+E-Etats; Bilanz eines rüden Verdrängungswettbewerbs. Vor 15 Jahren hielt sich ein Produkt noch fünf Jahre auf dem Markt – heute sind es bloß drei.

Immense Geldmittel gehen in sinnlose Entwicklungen. Der Kunde zahlt dreifach drauf: Er kauft das „Neue“, welches aber zugleich teurer ist und rasch an Wert verliert. Hinzu kommt die Verwaltungsmentalität der Bosse – denen Insolvenzexperten 90 Prozent der Konkurse anlasten. Ein spannendes, weitreichendes Thema also.

Doch BR-Mann Renner bebilderte es in einer so leutselig- desinteressierten Weise, daß man jetzt auch um den Reporter- Standort Deutschland bangen muß. Er lief gern mit seiner total unmodischen Lederjacke durchs Bild, durch Flure, Forschungslabors und vor allem Büros. Hier inszenierte er den Uraltstil der Rede/Gegenrede von „Talking Heads“, unterbrochen durch die Staunummer und kleine Schwenks über das Erfindergerät. Warum will niemand die durch den „Flachkran“ tiefer gelegten Fabrikhallen? Weshalb macht Renner keinen Unterschied zwischen universitäter Grundlagenforschung und industrieller Entwicklung? Und warum fällt kein Wort über eine Subventionspolitik, die jede unrentable Grube erhält, statt in Zukunftsindustrien zu investieren? Daß die Öko-Branche in dieser Hinsicht ein Exportschlager ist, fiel dem offensichtlich unvorbereiteten Reporter erst gar nicht auf; frei nach seiner Devise: Hier wat, da wat – und wat nu? Dieter Deul

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen