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Bremen auf dem Expo-Trittbrett

■ Drei Mammutprojekte für 300 Mio als Expo-Begleitung / Keine Abstimmung mit Hannover

Bremen steigt aufs Trittbrett der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Wenn die Ausstellung für fünf Monate tatsächlich die versprochenen 30 Millionen BesucherInnen in die niedersächsiche Hauptstadt lockt, will Bremen ebenfalls von diesem Besucherstrom profitieren: zwei Millionen zusätzliche TouristInnen sollen nach Berechnungen der „Messe Bremen GmbH“ an die Weser kommen. Und das nicht nur, um Stadtmusikanten und Böttcherstraße zu besuchen: Drei gestern präsentierte touristische Mammutprojekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt knapp 300 Millionen Mark sollen „Bremer Beiträge für das 3. Jahrtausend“ aus Anlaß der Expo sein: Neben dem „Space-Park“, dessen Konzept die Bürgerschaft diese Woche zugestimmt hat, soll ein „Umwelt- und Zukunftspark“ in Bremerhaven mit Anbindung an den Zoo am Meer und das Alfred-Wegener-Institut entstehen. Ebenfalls in Bremerhaven plant die „Messe GmbH“ mit der Wirtschaftsbehörde das „Ellis Island Europas“: Ein „Internationales Museum für Auswanderung, Migration und interkulturelle Zusammenarbeit“.

Insgesamt 27 Projekte sollen die Neugierigen nach Bremen locken, unter ihnen Kongresse und Tagungen wie die mit dem schönen Titel „Katastrophenvermeidung und Wiederaufbau“. Außerdem sollen Messehallen und Hauptbahnhof auf Vordermann gebracht werden, das Schiffahrtsmuseum, Überseemuseum und die Museenmeile Bremen und die Museumsmeile Bremerhaven sollen erweitert werden, ebenso CINEMAXX, „Glocke“, „Musicon“ und „Showpark“: Summa summarum sind Investitionen von etwa 500 Millionen erforderlich, die laut Wirtschaftssenator Jäger „soweit wie möglich“ aus Privathand kommen sollen. Der Trick: Ein Teil der Investitionen stehen ohnehin an, meint die Wirtschaftsbehörde. Und mit den drei Mammutprojekten will Dirk Schröder, Geschäftsführer der „Messe Bremen GmbH“, die Expo nur zum Anlaß nehmen, um in Zukunft an der Weser ein Tourismus-Mekka zu errichten.

„Das ist alles keinesfalls als Konkurrenz zu Hannover zu verstehen“, meinte Wirtschaftssenator Claus Jäger bei der Präsentation der Vorhaben. Aber Bremen müsse an dem „rasant steigenden Freizeitsektor“ teilhaben und so „auf vorbildliche Weise“ die im Sanierungsprogramm geforderten Investitionen zur Stärkung der Wirtschaftskraft aufbringen. Im übrigen seien die Projekte allesamt „lupenrein privatfinanziert“: Bremen wolle die Flächen bereitstellen und höchstens 10 Prozent der Investitionen übernehmen. Für den Rest seien private Investoren zuständig, meinte Jäger. Konkrete Zusagen für diese Investionen gibt es aber noch nicht.

Niedersachsen wiederum hat Bremen bisher aus den Expo-Planungen herausgehalten. Als Außenstandorte der Ausstellung in Hannover steht die Region Halle/Bitterfeld fest, Wilhelmshaven bewirbt sich eifrig darum, Bremen wurde nicht gefragt, also hat es sein „Programm zur Expo“ mit Niedersachsen auch nicht abgestimmt. Eine gemeinsame Kabinettssitzung von Bremen und Niedersachsen wurde „wegen Terminschwierigkeiten“ auf März vertagt. Beim Geld gibt sich Bremen großzügig: „Wir wollen nichts aus dem Expo-Topf in Hannover“, winkte Jäger ab. Das allerdings ist auch unmöglich: Denn in den Genuß dieses 100-Millionen-Topfes für Projekte rund um die Expo kommen nur Gemeinden in Niedersachsen.

Das Expo-Füllhorn könnte sich dagegen gut vor den Toren Bremens leeren: Delmenhorst macht sich große Hoffnungen, als „Außenstandort“ der Expo 2000 einen guten Teil der Fördermittel einzustecken. Zeitgleich mit der Vorstellung des Bremer Vorhabens kündigte gestern der regionale Expo-Arbeitskreis 12 die Bewerbung der Stadt um Expo-Geld an. Vorzeigeobjekt ist das seit 1982 laufende Stadtentwicklungsprojekt „Nordwolle“: Auf diesem ehemaligen Fabrikgelände mit einem zweiten Leben als Ort für Bildungs- und Dienstleistungszentren, Museen und Altenwohnheime sollen passend zum Expo-Thema „Mensch, Natur und Technik“ laut Bewerbung „Kultur und zukunftige Wohn- und Arbeitsformen zu einer lebendigen Einheit verbunden werden“. Zusätzlich zu den bereits in der Nordwolle verbauten 89 Millionen Mark sollen bis zur Expo weitere etwa 86 Millonen investiert werden. Auch geographisch sieht sich Delmenhorst im Vorteil: Genau zwischen Hannover und dem anderen Expo-Schwerpunkt Wilhelmshaven soll den pendelnden Besuchern hier das Mittagessen serviert werden. bpo/gl

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