: Gleiches Gehalt für mehr Unterricht
■ Brandenburger Lehrer sollen eine Stunde länger arbeiten
Schwankende Nachfrage bereitet der Brandenburger Schulpolitik Probleme. Einerseits wird es nach den Sommerferien landesweit 17.000 SchülerInnen mehr geben, andererseits sinkt längerfristig durch den Geburtenrückgang der Bedarf an Schulplätzen. Aus finanziellen Gründen lag es also nahe, den Mehrbedarf möglichst wenig mit zusätzlichen Lehrkräften abzudecken. Lediglich siebenhundert neu zu besetzende Stellen sieht der Entwurf für den nächsten Landeshaushalt vor. Größeren Zuwachs an Unterrichtszeit soll hingegen eine Arbeitszeitverlängerung für LehrerInnen bringen, die zunächst auf drei Jahre befristet sein soll.
An den Realschulen wurde die Wochenarbeitszeit schon im vergangenen Jahr erhöht, 1995 nun sind die übrigen weiterführenden Schulen und die Förderschulen an der Reihe. Ab 14. August sollen die Lehrkräfte 26 statt bisher 25 Stunden pro Woche in den Klassenräumen verbringen – bei gleichem Gehalt. Vorausgesetzt, Bildungsministerin Angelika Peter (SPD) gibt nicht doch noch den Protesten von Gewerkschaften und Verbänden nach.
Nachteile drohen bisweilen auch durch die praktizierten Teilzeitregelungen des „Brandenburger Modells“, das 1991 zur Sicherung von Arbeitsplätzen eingeführt wurde. Nach diesem Modell leisten manche StelleninhaberInnen nur neunzig Prozent des Stundensolls ab und verdienen entsprechend weniger. Wenn nun die reguläre Arbeitszeit heraufgesetzt werde, folge für manche TeilzeitlehrerInnen – mangels Bedarf – keine Erhöhung der tatsächlichen Stundenzahl. Dies bedeute für sie weniger Gehalt für gleiche Arbeit. „Eine generelle Rücknahme der Arbeitszeitverlängerung wird es nicht geben“, erwartet Jeanette Lamble, Pressesprecherin des Bildungsministeriums. „Nachbesserungen“ seien aber denkbar. So sei schon überlegt worden, Lehrkräfte in Förderschulen und Abiturklassen von der Verpflichtung zur Mehrarbeit auszunehmen, da sie ohnehin stärker beansprucht seien.
Die Gewerkschaften planen eine größe Protestaktion für den 22. März, an dem der Landtag in Potsdam den Haushalt verabschieden soll. Wie schon auf einer ähnlichen Demonstration rechnet die Brandenburger Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) damit, daß sich auch die SchülerInnen beteiligen. Matthias Fink
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