Biologistisches Menschenbild

■ betr.: „Biologisches Make-up und Gewalt“, taz vom 20. 2. 95

Beim Versuch, komplexe soziale Verhaltensweisen als genetisch festgelegt zu postulieren, spielt Wissenschaft – nicht anders als die übrigen kollektiven Wahnsysteme (in Politik, Religion) – zur Durchsetzung von Macht- und Profitinteressen einiger weniger (hier die unheilige Trias von Medizin, Genforschung und Pharmalobby) mit den Projektionen so vieler: Gut und Böse sind trennbar, das Böse gehört immer zu den anderen und kann dort (bei Bedarf mitsamt den Trägern) ausgemerzt werden.

Geprügelt gehören KollegInnen meiner Zunft, die sich wider jede berufliche Erfahrung (soziale Verhaltensweisen sind durch soziale Erfahrungen bedingt und nur durch ebensolche veränderbar) in diese Phalanx einkaufen lassen. Auf vielen Ebenen begegnen wir inzwischen wieder Versuchen, ein biologistisches Menschenbild durchzusetzen. Es kann nicht deutlich genug gesagt werden: Egal, auf welche Weise es uns aufgedrückt werden soll – durch politische Propaganda oder wissenschaftlichen Obskurantismus – ein biologistisches Menschenbild ist ein faschistoides. Name ist der Redaktion bekannt