piwik no script img

Biologistisches Menschenbild

■ betr.: „Biologisches Make-up und Gewalt“, taz vom 20. 2. 95

Beim Versuch, komplexe soziale Verhaltensweisen als genetisch festgelegt zu postulieren, spielt Wissenschaft – nicht anders als die übrigen kollektiven Wahnsysteme (in Politik, Religion) – zur Durchsetzung von Macht- und Profitinteressen einiger weniger (hier die unheilige Trias von Medizin, Genforschung und Pharmalobby) mit den Projektionen so vieler: Gut und Böse sind trennbar, das Böse gehört immer zu den anderen und kann dort (bei Bedarf mitsamt den Trägern) ausgemerzt werden.

Geprügelt gehören KollegInnen meiner Zunft, die sich wider jede berufliche Erfahrung (soziale Verhaltensweisen sind durch soziale Erfahrungen bedingt und nur durch ebensolche veränderbar) in diese Phalanx einkaufen lassen. Auf vielen Ebenen begegnen wir inzwischen wieder Versuchen, ein biologistisches Menschenbild durchzusetzen. Es kann nicht deutlich genug gesagt werden: Egal, auf welche Weise es uns aufgedrückt werden soll – durch politische Propaganda oder wissenschaftlichen Obskurantismus – ein biologistisches Menschenbild ist ein faschistoides. Name ist der Redaktion bekannt

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen