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Würgassen bleibt still

NRW-Wirtschaftsminister schätzt, daß die Sanierung des AKW 400 Millionen Mark kostet  ■ Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Das seit August letzten Jahres wegen Rissen im Kernmantel und Kerngitter stillgelegte Atomkraftwerk in Würgassen wird nicht wieder ans Netz gehen. Der Betreiber PreussenElektra ziert sich zwar noch, das Ende des 1972 in Betrieb genommenen Siedewasserreaktors offiziell zu verkünden, aber für den Düsseldorfer Wirtschaftsminister Günther Einert (SPD) steht fest, daß der Reaktor „vom Betrieb her der Vergangenheit angehört“. Das Thema Würgassen, sagte Einert gestern vor Journalisten, sei in „eine neue Phase“ eingetreten, nachdem der Betreiber bei einem Gespräch mit dem Wirtschaftsministerium am 1. März erstmals selbst „eine mögliche Stillegung aufgrund betriebswirtschaftlicher Überlegungen“ in Aussicht gestellt habe.

Die Sanierung des ältesten Siedewasserreaktors in Deutschland würde dem Minister zufolge bis zu 400 Millionen Mark kosten. Der Neubau hatte knapp 700 Millionen Mark verschlungen. PreussenElektra prüft laut Einert auch weiterhin die Variante Wiederinbetriebnahme. Eine Entscheidung sei „Mitte bis Herbst 1995“ zu erwarten.

Schon in den nächsten Tagen erwartet man im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium einen Antrag auf „erhebliche Reduzierung“ der Kernmannschaft in dem maroden Atomreaktor. Aus dem Verhalten der Betreiber schließt Einert nun, daß sich dort die Gewichte „sehr eindeutig in Richtung Stillegung“ verschoben haben. Bei einer gegenteiligen Entscheidung müßte die Veba-Tochter PreussenElektra mit einem an „die Grundsubstanz gehenden“ Genehmigungsverfahren rechnen, das sich nicht nur auf die ersetzten Komponenten bezöge. Da die gültige Betriebsgenehmigung durch den langen Stillstand schon jetzt „faktisch unterbrochen“ sei, käme das Prüfverfahren vom finanziellen und zeitlichen Aufwand quasi einer Neubaugenehmigung gleich. Dieser zarte Hinweis des SPD-Ministers diente offenbar dem Ziel, auch dem letzten Sanierungsanhänger bei PreussenElektra jegliche Lust auf die Reparatur endgültig zu nehmen. Einert wörtlich: „Das erste Gespräch auf Fachebene über Stillegungsfragen ist bereits im Grundsatz am 1. März verabschiedet worden“. Nach der Stillegung des Hochtemperaturreaktors in Hamm (1989) und dem endgültigen Aus für den schnellen Brüter in Kalkar (1985) scheint in NRW der lautlose Ausstieg aus der Atomenergie mittels Genehmigungsverfahren damit geschafft. Mit Hilfe der schwerwiegenden Risse und Materialermüdungen schaffte die Düsseldorfer Regierung es jetzt sogar, die 1987 von der SPD in Nürnberg beschlossene Ausstiegsfrist von zehn Jahren zu unterschreiten.

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