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Nur für Profil -betr.: Preag bringt Stadtwerke auf Trab, taz vom 6.3.95

betr.: Preag bringt Stadtwerke auf Trab, taz v. 6.3.

Klaus Wolschner zitiert Edo Lübbing: „Bremens Stadtwerke waren und sind kommunal fehlgesteuert“. Richtig. Was er jedoch nicht erwähnt: Die deutsche Energiewirtschaft war und ist durch Verbundunternehmen wie die Preag fehlgesteuert.

Weiter heißt es: Preag kann, was SPD-Staat nicht kann. Richtig – allerdings nur zum Teil! Was die Preag kann, ist profitorientiert zu wirtschaften. Was dabei hinten runterfällt, das sind soziale und ökologische Gesichtspunkte, denn die schmälern den Profit. Und die sozialen Kosten wie z.B. Gesundheitsschäden durch radioaktive Verstrahlung, die werden von vornherein großzügig dem Staat bzw. der Gesellschaft überlassen. Nimmt man diese Faktoren aber mit hinein in die Berechnung zur Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens wie der Preag, dann lautet das Ergebnis: Die Preag maximiert zwar ihre eigenen Gewinne geradezu beispielhaft, gesamtgesellschaftlich gesehen hat das aber mit Wirtschaftlichkeit nichts zu tun.

Dazu ein paar Beispiele: Der Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung sinkt mit der Zentralisierung der Kraftwerke. Die Preag hat aber in der Vergangenheit überall da, wo sie kommunale Stromversorger aufgekauft hat, auch die dezentrale Stromversorgung beendet. Der Zukunftsmarkt im Energiebereich liegt im Energiesparen. Im Vorfeld der Übernahme der Bremer Stadtwerke durch Preag und Ruhrgas wird derzeit im Zuge der vielgepriesenen Rationalisierung jedoch ausgerechnet die Energie-Spar-Beratung der Stadtwerke empfindlich abgebaut.

Wir finden es prima, daß die Bremer Stadtwerke über ein Potential verfügen, um noch effektiver zu arbeiten, als sie das jetzt schon tun. Eine Effektivierung als Selbstzweck lehnen wir jedoch ab. Denn die Steigerung der Rendite der Stadtwerke nützt überhaupt nichts, wenn diese nicht mehr in den Ausbau von ökologisch und sozial verträglichen Formen der Energieerzeugung gesteckt werden können, sondern genau das Gegenteil bewirken: die Stärkung der teuersten, unsichersten, gesundheitsschädigsten Form der Energiegewinnung.

Elke Grundel

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