: Schiffahrtsmuseum wird noch größer
■ „Ocean“-Taumel: Schiffahrtsmuseum für 37 Mio., Ocean-Park für 250-680 Mio.
Schon heute ist das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven eines der meistbesuchten Museen in der Republik (300.000 BesucherInnen). Nun soll es größer und noch attraktiver werden. Gestern durfte Kultursenatorin Helga Trüpel die Korkenziehermaschine in Gang setzen, die das erste von 350 Löcbern bohrte für die Stahlbetonpfähle, auf denen der Neubau von Dietrich Bangert (Berlin) gebaut wird. 37,3 Millionen Mark kostet die Erweiterung des maritimen Magneten.
Im Neubau sollen dann die Themen Meereskunde und Meeresforschung publikumswirksam ausgestellt werden. Eine größere Erlebniswelt an der Wesermündung also, erhofft sich die Senatorin dadurch. Das Deutsche Schiffahrtsmuseum wird damit nicht nur baulich, sondern auch ausstellungskonzeptionell saniert.
Doch genau hier setzte schon während der gestrigen Pressekonferenz die Kritik an. Für die Ausstellungskonzeption sind bislang nur 2,7 Millionen Mark vorgesehen, gab der Bauherr, Finanzpräsident Karl-Dieter Lambrecht von der Oberfinanzdirektion, zu. Was genau und vor allem wie die Ausstellung präsentiert werden soll, darüber schwiegen sich die Verantwortlichen noch aus. Diese Fragen sollen nämlich erst während der gut zweijährigen Bauphase geklärt werden. Eröffnet werden soll der Erweiterungsbau sowieso erst 1998.
In gelinde Erklärungsnotstände gerieten die PolitikerInnen erst recht bei den Fragen nach dem in der vergangenen Woche vorgestellten Plan des amerikanischen Architekten und Geschäftsmannes Peter Chermayeff. Dieser hat der Stadt Bremerhaven und dem Land Bremen die Pistole auf die Brust gesetzt: Er will innerhalb von vier Wochen eine Grundsatzentscheidung über einen „Ocean-Park“ genannten Umwelt- und Themenpark bekommen. Dieses Projekt, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Deutschen Schiffahrtsmuseum errichtet werden soll, ist nebulös mit Kosten zwischen 250 und 680 Millionen Mark veranschlagt.
Der „Ocean-Park“ soll das „Erlebnis Meer“ sowie Meereskundliches zum Inhalt haben. Helga Trüpel, skeptisch blickend, hält eine „genaue Abstimmung für nötig“, damit sich Schiffahrtsmuseum und „Ocean-Park“ nicht gegenseitig touristische BesucherInnen abspenstig machen. Bremenhavens Kulturstadtrat Wolfgang Weiss bemerkte zur Koordination, daß die Planungen für den Zoo am Meer, (der sich ebenfalls den Unterwasserwelten widmet) abgeschlossen seien, daß die Planungen für das DSM nun in Gang gesetzt würden und der „Ocean-Park“ schließlich und endlich alles zusammenführen solle.
Volker Heigenmooser
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