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Eiswette um 8 Millionen

■ Der Traum von der neuen, größeren Eishalle / Kür und Pflicht der Politik

Um Pirouetten zu drehen, brauchen PolitikerInnen keine Eislaufhalle. Das beweist einmal mehr die Auseinandersetzung um die von Bau-, Finanz- und Innenressort gemeinsam erarbeitete Vorlage zum Messestandort Bürgerweide.

Diese Vorlage war am 8.3. von der Wirtschaftsdeputation abgelehnt worden. Tags darauf zog Finanzsenator Fluß (SPD) in den Wirtschaftsförderungsausschüssenseine eigene Vorlage zurück und erbat sich Bedenkzeit. Mindestens bis zum 4.4., wenn Wirtschaftssenator Jäger (FDP) das Thema in den Senat bringen will, ist unklar, ob die vor acht Jahren gebaute Eislaufhalle abgerissen wird.

„Ich wette 100 Mark, daß die Halle 6 bis Januar 98 nicht mehr steht“, prophezeit Alle de Haas, Vorsitzender des Bremer Eishockey-Clubs und bastelt engagiert an Alternativen. Er möchte eine große Halle mit Platz für 7-8.000 ZuschauerInnen, mit zwei Eisflächen, Duschen und Umkleidekabinen. Das alles hat die Halle 6 nämlich nicht, das wäre aber erforderlich, um wenigstens den 6 Eislaufvereinen Bremens genügend Trainingsmöglichkeiten zu geben. Derzeit stehen den Vereinen 13 Wochenstunden an der Bürgerweide zur Verfügung, dazu kommen 21 auf der nicht überdachten Eisfläche am Jakobsberg (Hastedter Osterdeich). „Das ist lachhaft“, schimpft de Haas. Im vergangenen Jahr mußte er 25 Kinder, die dem Club beitreten wollten, abweisen. Die Eisflächen reichen schon jetzt kaum für die 70 Hockeykids, und die Erwachsenen trainieren teilweise gar im Harz.

Auch der Eislauf- und Rollschuhverein Bremen (ERB) ist unzufrieden. Er hat wie der Eishockeyclub 130 Mitglieder, davon sind 5 Jungen und 60 Mädchen unter 14 Jahren alt. Die EisprinzessInnen müssen sich wie die Erwachsenen seit Oktober mit reduzierten Zeiten begnügen, denn mit dem „B&B Eispalast“ kam ein privater Betreiber, der dem öffentlichen Besucherverkehr den Vorzug gab. Nur der bringt nämlich Geld, „Vereine sind für uns nicht wirtschaftlich“, sagt Geschäftsführer Markus Schröder.

Nun soll dem Messe-Konzept zufolge die Halle 6 nicht einfach abgerissen werden, es sieht vielmehr acht Millionen Mark für eine Alternativlösung vor. Sportamt, Wirtschafts- und Innenressort favorisieren die Überdachung der 30 Jahre alten Anlage am Jakobsberg. Damit aber wäre real eine Eislauffläche eingeschmolzen.

Unmöglich, meint de Haas und bemüht sich, seinen Plan finanziell abzusichern. „Wenn die den Jakobsberg brauchbar machen wollen, kostet das 10 Millionen“, und mehr will auch er nicht aus der öffentlichen Hand. „Ich bin zwar kein Millionär oder Baulöwe“, meint der Vereinsvorsitzende, aber für 25 Millionen könnte er eine Halle realisieren, die den Bedarf für Öffentlichkeit und Vereine deckt, die außerdem als Publikumsmagnet nach außen wirken könnte. „Die Finanzierung steht“, versichert er, 10 Mille gebe die Bank, für fünf weiß er Sponsoren.

Einer von 10 Standorten, die im Zusammenhang mit dem Projekt von Alle de Haas zur Zeit diskutiert werden, ist jedoch bereits geplatzt: Am Dienstag lehnte der Beirat Vahr ab, eine Eishalle auf dem Gelände der Bezirkssportanlage zu errichten. Und die Kaserne in der Vahr zur Verfügung zu stellen, lehnt Ortsamtsleiter Müller ab. Dort sollen das Polizeipräsidium und Gewerbe rein.

„Alle Beiräte wollen Gewerbe“, ist de Haas enttäuscht. Doch er hofft, daß trotzdem die Vernunft zum Zuge kommt: „Die Technik am Jakobsberg ist total überaltet. Mit dem, was da in vier Monaten an Energie verbraucht wird, könnte ich eine Halle mit zwei Flächen ein Jahr lang unterhalten.“

dah

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