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Kein „Abenteuer“-Spiel

■ betr.: „Abenteuer am Schienen strang“, taz vom 13. 3. 1995

Von dem Bericht über die Aktion „Ausrangiert! – Schienendemontage am Castor-Kran Dannenberg im Wendland“ bin ich enttäuscht – einiges mehr und anderes wäre zu berichten gewesen. Dafür aber wäre wohl die Einsicht notwendig, daß Aktionsformen des zivilen Ungehorsams auch in der BRD Ausdruck des ernsthaften Engagements von Bürgern und Bürgerinnen für politische Ziele sind, bei denen es um Überlebensfragen der Menschheit geht und zu deren Erreichung alle anderen Formen der Demonstration bereits erschöpft sind. Als Mitglied einer Gruppe von DemonstrationsbeobachterInnen des Komitees für Grundrechte und Demokratie habe ich die Aktion von Anfang bis Ende begleitet. So kann ich aus eigener Anschauung die Aktion einschätzen und sagen, daß ich von einer kritischen Tageszeitung eine Berichterstattung mit anderen Schwerpunktsetzungen erwarten würde. Immerhin haben etwa 800 Menschen in einer strikt gewaltfreien Aktion zum Ausdruck gebracht, wie wichtig ihnen der Schutz ihres Lebens ist, das durch den Castortransport und die verantwortungslose Atompolitik gefährdet wird. Trotz Drohung mit Demonstrationsverbot per Allgemeinverfügung und äußerlicher Abschreckung durch das Polizeiaufgebot haben die DemonstrantInnen etwa zwei Stunden auf dem Bahnkörper demonstriert und Teile dieser Bahnstrecke, die nur dem Castortransport dient, demontiert. Kennzeichnend war die entspannte und freundliche Atmosphäre, aber auch der unbedingte Wille, an dem gesetzten Ziel gewaltfrei festzuhalten: Wenn die Schienen abgebaut sind, dann kann auch der Castor nicht verladen werden. Deshalb auch war es eben nicht ein „Abenteuer“-Spiel, sondern der Ausdruck des konsequenten politischen Engagements an einem Punkt, an dem die Politik versagt hat und der notwendige politische Dialog längst nicht mehr stattfindet. Die Castorgegner wurden auch nicht einfach vom Bundesgrenzschutz vom Gelände gedrängt, wie in der taz berichtet wurde, sondern der gemeinsame Abschlußkreis der DemonstrantInnen auf den Schienen wurde doch noch von der Polizei genehmigt.

Zu berichten wäre, daß auch die Polizei letzlich deeskalierend gewirkt hat; ohne die Besonnheit beider beteiligten Gruppen, wäre dieser friedliche Verlauf gar nicht möglich gewesen. Auf dem Rücken von DemonstrantInnen und Polizei wird die fehlende politische Bereitschaft zur Lösung von Konflikten ausgetragen. Politisch war eher zu einem unfriedlichen Verlauf beigetragen worden, indem die DemonstrantInnen ins Unrecht gesetzt wurden und die Polizei unter Druck, die Allgemeinverfügung durchzusetzen. Elke Steven, Komitee für

Grundrechte und Demokratie,

Köln

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