■ Linsen Soufflé: Umweltschweine, Raffkes und der Papst in Hollywood
Obwohl seine Angestellten immer wieder ins Gerede kommen, weil sie Ministranten befingern oder sich in Bordellen entspannen, wendet sich der Papst jetzt der Fledermausbekämpfung zu. Kraft seines weihrauchumnebelten Amtes schickt der Unfehlbare ein Killerkommando los, das Vampire erlegen soll, die vor Jahrhunderten leichtsinnigerweise von der katholischen Kirche freigelassen wurden. Das ist nun wirklich nett und lenkt so schön von den mißbrauchten Meßdienern ab. Der Mann, der den Ruhm des Papstes mehrt, ist Russell Mulcahy, er wird Regie führen bei „Vampires“. Und während der gestreßte Oberhirte die weltweite Familienplanung ein wenig ruhenläßt hat Hollywoodverarscher Mel Brooksden Besetzungscoup des Jahres gelandet. Für die Vampirfilmparodie „Dracula, Dead and Loving It“ hat er seinen Traumhauptdarsteller endlich unter Vertrag: Leslie Nielsen! Ex-Lt.-Drebin wird ab Mai als gehirnamputierter Chefbeißer den ganz besonderen Saft gleich eimerweise saugen. Ein nicht weniger spektakulärer Coup könnte auch Bernd Eichinger gelingen. Durch seinen Regisseur Bille August ließ er verkünden, Jodie Foster werde möglicherweise die Hauptrolle in ihrer anstehenden Bestsellerverfilmung „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ übernehmen. Dieses „möglicherweise“ gibt noch Hoffnung, denn eigentlich ist Peter Hoegs liebenswerte Grönländerin Smilla Jaspersen ja wohl eine etwas stämmigere Person. Alles kann Jodie Foster auch nicht, Herr Eichinger. Bitte machen sie nicht schon wieder ein gutes Buch kaputt. Ja gut, wir wissen es: Sie tun es doch. Sie sind genausoleicht einzuschätzen, wie all die anderen Hollywood-Raffkes. Genausoleicht wie zum Beispiel diese ganzen Machen-wir-doch- aus-einer-alten-Fernsehserie-einen-Spielfilm-Deppen. Jetzt ist gerade „Flipper“ dran. Mr. Crocodile Dundee persönlich soll die menschliche Hauptrolle spielen. Paul Hogan mimt in dem Delphin-Drama den Fischer Uncle Porter, einen Ex-Hippie, der mit seinen rebellischen Neffen gegen Umweltsäue kämpft, die Giftmüll ins Meer kippen wollen. Die Sache mit der Umweltverschmutzung kommt zur Zeit sehr, sehr gut an, wirft hervorragende Gewinne ab. Auch Robert Redford will sofort nach „The Horse Whisperer“ wieder einen Rettet- die-Natur-Schinken inszenieren. Titel: „A Civil Action“. Geschichte: Kleiner Rechtsanwalt kämpft gegen mächtigen Konzern, der die Umwelt zerstört. Wenn das so weitergeht, wird auch wohl Greenpeace bald nach Hollywood gehen und ins Filmgeschäft einsteigen. Da ist es ja schon fast beruhigend, daß Arnie Schwarzenegger als nächstes wieder einen Abballer-Streifen dreht. Unter der Führung von „Die Maske“-Regisseur Chuck Russell spielt er in „Eraser“ den Eisenmann, diesmal in Form eines US-Marshalls, der in eine politische Verschwörung gerät. Gar nicht beruhigend ist dagegen die Meldung, daß Alain Delon ein Comeback plant. Er will doch tatsächlich in Alain Corneaus nächstem Film die Hauptrolle übernehmen. Irgend jemand müßte Delon mal beibringen, daß er nach dem Tod von Jean-Pierre Melville einfach aufgehört hat zu existieren. Karl Wegmann
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