: Neuer Schwung für die Drehtür
■ Integrationshilfe: Arbeit mit Haftentlassenen bedroht
Wer aus dem Knast kommt, hat es schwer, Integration ist gefragt. Die bietet ein Verein, der Hamburger Haftentlassenen durch Übergangswohnungen und Jobvermittlung den Start erleichtert. Bisher jedenfalls. „Unsere Projekte sind stark gefährdet“, fürchtet nun der Geschäftsführer von „Integrationshilfen e.V.“, Jürgen Trosch.
Zwischen März 1996 und September 1997 laufen drei MitarbeiterInnen-Stellen aus, die Anschlußfinanzierung ist ungesichert. Das Geld für die befristeten Arbeitsplätze floß bisher aus dem Lohnkostenzuschußprogramm für ältere Arbeitslose (LKZ), das sich an Langzeitarbeitslose über 50 Jahren richtet und vom Arbeitsamt sowie von der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) getragen wird. Da Hamburg in den vergangenen Jahren im Bundesdurchschnitt überproportional mit LKZ-Stellen gesegnet war, fürchtet Trosch, daß die Gelder des kommenden Haushalts bevorzugt an andere Bundesländer vergeben werden und für seinen Verein nichts übrig bleibt.
Damit wäre das Ende der Arbeit mit Haftentlassenen unvermeidlich. Für die 18 Betroffenen aus dem Wohnprojekt des Vereins bedeutet das, daß sie in städtische Obdachlosenheime umziehen müßten. Damit sei der „Drehtüreffekt“ programmiert – raus aus der Haft, rein in die Haft.
Von diesen düsteren Prognosen wollen Arbeitsamt und Arbeitsbehörde nichts wissen. Alois Walter, bei der BAGS zuständig für ABM- und LKZ-Stellen, will die Senatsbeschlüsse für den kommenden Haushalt 1996 abwarten, bevor er sich zu Aussagen hinreißen läßt. Außerdem, so Walter, gebe es selbst beim Wegfall der LKZ-Stellen „Lösungen“ (ABM, Spenden, Drittmittel, Haushalt), um die Arbeitsplätze zu sichern. Optimistisch zeigt sich auch der Koordinator für LKZ beim Arbeitsamt, Volker Lang: „Es könnte sein, daß die neuen Bundesländer zwar mehr LKZ-Förderung erhalten, aber keine Partner für die Restfinanzierung finden.“ Die Gelder könnten dann nachträglich nach Hamburg zurückfließen.
Daran mag Jürgen Trosch nicht glauben. Ihm sei bei Gesprächen mit Arbeitsamt und BAGS Gegenteiliges signalisiert worden. hh
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