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Barbarisch genial

■ Morgen im Bremer Dom: Giuseppe Verdis „Requiem“

„Seine neueste Oper im Kirchengewande“ – „Triumphe romanischer Barbarei“: So lauteten die Urteile der Zeitgenossen über Verdis „Requiem“. Johannes Brahms befand, das zutiefst italienische Opus sei das „Werk eines Genies“. Gleichviel: Das „Requiem“ geriet zu einem Werk, an dem sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ein heftiger Streit über Ästhetik entzündete.

In der Tat ist Verdis Komposition eine der aufregendsten Requiemvertonungen seiner Zeit. Die im liturgischen Text enthaltenen Affekte werden hier in die Konkretheit menschlicher Existenz überführt. Der liturgische Rahmen wird mit feinstem musikalischem Realismus gefüllt, mit humanistisch fundierter individueller Empfindung. 120 SängerInnen und 110 OrchestermusikerInnen spielten bei der Uraufführung 1874 in Mailand. Das Verhältnis von Chor und Orchester im Dom wird nicht so ausgewogen sein, aber im Chor singen doch immerhin fast 100 SängerInnen. „Pianse ed amo per tutti – Er weinte und liebte für alle“, sagte Gabriele d'Annunzio über Verdi.

Eigentlich wollte Verdi das Werk übrigens gar nicht zuendebringen. „Ich mag nichts wissen von überflüssigen Dingen. Totenmessen gibt es viele, viele, viele... Es ist sinnlos, noch eine hinzuzufügen.“ So antwortete Verdi 1871 auf die Aufforderung, die Komposition der Totenmesse zu beenden, von der er bereits zwei Sätze auf den Tod von Giacchino Rossini geschrieben hatte. Vier Jahre später tat er es doch: Der von ihm unendlich verehrte Dichter Allessandro Manzoni war gestorben. Ute Schalz-Laurenze

Karfreitag, 20 Uhr im Bremer Dom. Mit Sabine Ridderbusch, Sopran, Dalia Schaechter, Mezzo, Frank van Aken, Tenor und Harry van der Kamp, Baß. Es singt der Bremer Domchor, es spielt die Kammer-Sinfonie Bremen unter Leitung von Wolfgang Helbich

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