■ Vorlauf: Nur Gutes im Sinn / "Im Zweifel für..."
„Im Zweifel für...“ (vier Folgen). Teil 1: 20.15 Uhr, ARD
Kürzlich wurde Witta Pohl gefragt, warum sie immer einen so verängstigten Eindruck in ihren TV-Filmen mache. Sei es gar die Furcht vor fehlender Distanz zu sich selbst, die ihr jedes herzhafte Lachen austreibe? Die politisch korrekteste Schauspielerin der Republik, karitativ tätig in Sachen Kinder und alte Menschen, aufrichtig und allzeit kämpferisch anmutend, antwortete wie gedacht. Nein, sie lache viel, aber ihre Arbeit nehme sie eben ernst. Sie wolle alles gut und richtig machen.
Von heute abend an darf dieses Arbeitsethos bestaunt werden. Ulrich del Mestre, der schon für „Praxis Bülowbogen“ als Autor geradestand, hat einen Vierteiler geschrieben, in dem die Pohl die Stargerichtsreporterin Carla van Esken und vor allem auch sich selbst gibt. Ihr Intimfeind, Journalist Bölke, stellt ihr nach, indem er eine schwache Stelle in der Vita der geheiligten Kollegin ausfindig zu machen sucht. Er wird fündig: Der TV-Vater Pohls war gar kein Antifaschist, sondern ein Nationalsozialist schlimmster Sorte.
Und so weiter, und so fort: Das ganze Quartett der TV- Reihe glänzt mit Geschichten um die deutsche Vergangenheitsbewältigung. Das Großaufgebot von Stars (unter anderen Hanns Zischler, Dietrich Mattausch) wird das Spektakel vermutlich zum Quotenrenner machen.
Tatsächlich lacht Witta Pohl, diese gesamtdeutsche Fürsorgerin, fast nie, sondern hetzt von einem Gefahrenschwerpunkt zum nächsten. Und doch: Es geht nicht auf die Nerven. Die Pohl ist nun mal keine schlechte Schauspielerin. Langeweile stellt sich selten ein. „Im Zweifel für...“ macht die Welt einfach: hie die Aufrechten, da die Gedungenen. Manchmal brauchen wir solche Botschaften, es geht ja nur ums Fernsehen. Jan Feddersen
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