■ Press-Schlag: Unterm Stern wird's dunkel
Ein schöner Satz: „Die Welt“, so läßt Matthias Kleinert gerne wissen, „ist ein globales Dorf“, durch das, wie der Vorstandssprecher der Daimler-Benz AG sich wünscht, lauter Mercedesse durchbrausen mögen. Damit das so wird, muß der Konzern, das weiß auch Uwe Brodbeck, Sprecher bei Daimler-Tochter Mercedes, „internationaler werden“. Deshalb ist man darauf gekommen, ab 1996 die ATP-Tour zu sponsern. Deren Protagonisten sind Tennis-Jungunternehmer und werden von ihren Schuhfirmen längst als globale Charaktere designt und vermarktet. Und: Der „Tennisstern“, haben Weise aus dem Analysenland den Untertürkheimern prophezeit, beginne „wieder zu strahlen“ (Brodbeck). Auch im Fernsehen, wo nur noch die besseren Ereignisse, doch die global, übertragen werden. Weil aber Rezession ist, wird die den Sport (jenseits der Motorbranche) mit geschätzten 25 bis 30 Millionen gießende Konzerntochter ihre Aufwendungen keinesfalls vergrößern. Woraus folgt: Man wird das ohnehin schon „harte“Sponsoringkonzept „überdenken“ (Brodbeck), andere werden verlieren. Treffen wird es jene, die dem internationalen Anspruch widersprechen. Nicht die Fußballnationalelf, die nun wird national noch gebraucht.
Doch gesponsert werden heute noch: Leichtathleten, Fechter, nationaler Spitzensport in weniger publikumswirksamen Sparten. Der Deutsche Sportbund (DSB), offiziell „nicht aufgeschreckt“, könne, sagt Sprecher Harald Pieper, „höchstens bedauern, daß dem nationalen Sport Fördermittel verloren gehen“. Und die betroffenen Verbände? Müssen überlegen, wo Leben nach Mercedes ist. Andererseits ist es Brodbeck-Antipode Kleinert, der nach Daimler- Prämisse heftig dabei ist, den deutschen Sport strukturell zu redesignen, mit der Verheißung, daß nach erfolgtem Apportieren neue Gelder flössen. Verlassen sollte sich in den abgelegenen Dörfern des Sports da keiner drauf. Peter Unfried
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