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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenIn der AWO-SPD-Familie

Warum hält der Senatspräsident an einem Mittwoch nachmittag mitten in der Osterferienzeit eine Rede aus Anlaß der Wiedereröffnung nach Renovierung eines Therapiezentrums im Bremer Westen? Warum hält Klaus Wedemeier schon einen Tag später die Festrede zum 75jährigen Bestehen des Trägers ebendieser Therapieeinrichtung? Und warum schreibt die Landesvorsitzende der SPD, Tine Wischer, im Vorwort zur Festschrift eben dieses Wohlfahrtsverbandes den Satz: „Ich gratuliere mit besonderer Freude, handelt es sich hier doch um einen Geburtstag innerhalb der eigenen Familie“? Und warum sitzt bei den Feiern stets die Landesvorsitzende der AWO, Ute Wedemeier, zwischen ihrem Senatspräsidenten-Mann und dem AWO-Geschäftsführer Hans Take? Was gibt es da zu vermitteln?

Die SPD wäre nicht die SPD, wenn solch schmackhafte Zutaten in ihrer Gerüchteküche nicht längst zu dickem Brei verkocht wären. Schreibt doch tatsächlich die Landesvorsitzende Wischer: „Die Arbeiterwohlfahrt ist ohne Zweifel ein Kind der SPD. Die inhaltliche ebenso wie die persönliche Nähe ist gewollt, und darauf sind wir stolz.“ „Ein Kind“, „persönliche Nähe“, „Stolz“? Na also! Stimmt es doch, daß Hans Take Nachfolger von Irmgard Gaertner werden will, wenn sie nach der Wahl zur Pensionärin wird. Bremens umtriebigster Wohlfahrtsunternehmer als Sozialsenator!

Sowas weckt natürlich Ängste. Und das nicht nur bei den anderen Wohlfahrtsverbänden, denen Take ein ums andre Mal die Daumenschraube enger ziehen half. Da ist zum Beispiel Sozial-Staatsrat Hans-Christoph Hoppensack. Er ist seit ein paar Jahren auf dem Absprung, und die drohende Personalie könnte ihm den letzten Kick geben, den Sprung zu wagen, auch wenn er nicht auf einen bequemen Geschäftsführersessel, sondern nur ins kalte Wasser führt.

Da ist Sabine Uhl, Arbeitssenatorin mit ausgeprägtem Hang zum Sozialressort. Und da sind all die anderen langgedienten GenossInnen, die auch gerne mal auf einen vakanten Senatsposten kämen. Schon die Vermutung, der Platz könnte völlig familienmäßig schon vergeben sein, macht sie unruhig.

Doch ein Umstand spendet Trost. Auch wenn Take schon zwischen Wedemeiers sitzt, zum Senator fehlt ihm was ganz Wichtiges: Die SPD-Quote läßt nur Platz für eine Frau. Auch wenn Take es schon weit gebracht hat, soweit reicht es selbst bei ihm noch nicht, denkt

Rosi Roland

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