■ Das Portrait: Die ABBA-Blondine
Hinter jedem großen Mann steckt eine Mutti. So auch bei Björn Ulvaeus, der männlichen Blondine von ABBA. Gerade mal elf geworden, bekommt er von Mutti 1956 eine Gitarre geschenkt, und folgsam gibt Björn das Instrument nicht mehr aus der Hand. Zunächst landet er beim Dixieland-Jazz. Dann gründet er eine Schul-Band, die „West Bay Singers“. So lautet die englische Übersetzung für Västervik, die schwedische Kleinstadt, wo alles beginnt. Mit US-Folksongs geht die lokale Karriere weiter, und wieder ist es die Mutter, die steuernd eingreift, als sie die vier Amateurmusiker 1963 zu einem Talentwettbewerb anmeldet. Dabei lernen sie den Produzenten Stig Anderson kennen, der später entscheidenden Einfluß auf die ABBA- Weltkarriere haben soll. Anderson überredet die Schüler, nur noch schwedisch zu singen, und zum neuen Namen: „The Hootenanny Singers“.
Die gewinnen natürlich den Wettbewerb und produzieren ihre ersten Hit. Unter dem Namen „Northern Lights“ werden ihre Songs auch in England und den USA veröffentlicht, und mit dem Titel „No times“ landen sie gar in den Charts in Südafrika. Ihr größter Erfolg wird 1967 die schwedische Version von „Green, Green Grass of Home“. Beim Tingeln durch die Lande lernt Björn 1966 Benny Andersson kennen, den Keyboarder der schwedischen Beatles- Kopie „The Hep Stars“. Zusammen komponieren sie Titel für die Hep Stars.
Björn Ulvaeus Foto: Archiv
Ende der 60er Jahre bringt Stig Anderson schließlich die beiden als Duett zusammen, und die erste gemeinsame Single – „She's My Kind of Girl“ – wird ein Hit, sogar in Japan. Auch privat stehen Veränderungen an: Björn verlobt sich mit Agnetha Fältskog, und Benny tut sich mit Anni-Fried Syngstad zusammen. Die Blonde und die Brünette ihrerseits stecken mitten in Solo-Karrieren und haben als Schlagersängerinnen ihren festen Platz in den Charts. Unter dem Namen „Festfolk“ hat das Quartett 1970 seinen ersten Auftritt in einem Restaurant in Göteborg. Der Gig geht in die Hose, der Rest ist Pop-Geschichte. Es folgt die erste gemeinsame Platte, und 1974 geht es mit „Waterloo“ an die Spitze beim europäischen Chansonwettbewerb: Weltkarriere. Heute revivalt sich die Musik von ABBA von einem Kulturereignis zum nächsten, doch privat und beruflich ist das Quartett längst getrennt. Björn schreibt hin und wieder noch Songs mit Benny, ansonsten produziert er andere schwedische Musiker. Und heute wird er 50 Jahre alt. Elmar Kraushaar
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen