piwik no script img

Bei Hoechst kochen die Gewinne über

■ Greenpeace verteilt auf der Hauptversammlung Chlorgift-Aktien

Frankfurt/Main (dpa/taz/rtr) – Die Hoechst-AktionärInnen sahen sich gestern mit einem unerwarteten Zuwachs ihrer Papiere konfrontiert: Greenpeace-AktivistInnen drückten ihnen „Chlorgift- Aktien“ in die Hand. Jede symbolisiert den persönlichen Anteil von 60 Kilogramm Chlorparaffin, einem extrem umweltschädlichen und krebserregenden Gift, erklärten die UmweltschützerInnen. Und Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace, rief den Versammelten zu: „Stellen Sie noch dieses Jahr die Produktion von Chlorparaffinen ein. Dividende für Chlorgifte, das ist kein sauber verdientes Geld!“

Die meisten aber interessierten sich mehr dafür, was der Konzernvorstand ihnen zu sagen hatte: Der deutliche Gewinnanstieg hält beim Frankfurter Chemieriesen an. Im ersten Quartal lag der Gewinn vor Steuern mit 984 Millionen Mark um 94 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresniveau. Mit diesem außerordentlich guten Quartalsgewinn hat Hoechst das beste Konzernergebnis seit fünf Jahren erzielt. Die Preise wuchsen um sieben, der Absatz um neun Prozent. Damit konnten die Einbußen durch die Währungsveränderungen in Höhe von acht Prozent mehr als wettgemacht werden. Auch für den weiteren Jahresverlauf ist Vorstandschef Jürgen Dormann zuversichtlich. Eine höhere Dividende als im letzten Jahr, als jede Aktie 10 Mark brachte, sei nicht ausgeschlossen.

Die Strukturaufwendungen im Pharmageschäft sowie die Belastungen durch den geplanten Kauf des US-Pharmaunternehmens Marion Merrell Dow (MMD) für rund 10 Milliarden Mark könnten getragen werden, so der Hoechst- Chef. Außerordentliche Erträge werden zudem aus dem Verkauf von Beteiligungsgesellschaften erwartet. Hier setzte die Kritik der Höchster Schnüffler und Maagucker an: Viele Grundstoffe würden nicht mehr hierzulande produziert, sondern insbesondere in China, Indien und Korea eingekauft, wo es kaum Umweltkontrollen gäbe. Hoechst interessiere sich überhaupt nicht für die Ökostandards vor Ort; Hauptsache, die Qualität der Produkte stimme. aje

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen