piwik no script img

Sekten-Führer Asahara taucht nicht auf

■ Bislang über 100 Anhänger, darunter Top-Chemiker und -Biologen verhaftet

In den vergangenen Tagen hat die japanische Polizei wieder mehrere Mitglieder der Aum-Shinrikyo-Sekte festgenommen. Der Chef der Gruppe, die verdächtigt wird, hinter dem Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn am 20. März zu stecken, ist allerdings immer noch untergetaucht. Am Mittwoch erst haben die Polizeireviere des Landes die Anweisung erhalten, Shoko Asahara zu ergreifen, damit er verhört werden kann.

Bei einer ausgedehnten Razzia auf mehr als achtzig Gebäude der Sekte waren ihre Top-Chemiker und sechs weitere Anhänger aufgespürt worden, die sich in einem bislang unentdeckten Trakt versteckten. Der dreißigjährige Masami Tsuchiya, ein Spezialist in Organischer Chemie, hat in einem kürzlich veröffentlichten Buch Techniken der chemischen Kriegsführung beschrieben, unter anderem mit Sarin und Senfgas.

Verhaftet wurde auch der 37jährige Yukio Kobayashi, der als Chef des „Gesundheits- und Wohlfahrtsministeriums“ der Sekte bezeichnet wird. Der ebenfalls festgesetzte Seiichi Endo, 34, ist Genforscher und eine der wichtigsten Figuren der biologischen Abteilung der Sekte, die sich mit der Vermehrung von Viren beschäftigt haben soll.

In der Nacht zum Freitag wurde dann nach Angaben der Polizei vor dem Sitz der Sekte ein vierzigjähriger Mann festgenommen, der mit einem Messer bewaffnet war. Vor demselben Gebäude war am vergangenen Sonntag der „Technologie-Chef“ der Sekte, Kunio Murai, von einem Attentäter mit einem Messer getötet worden.

Dieser hatte nach seiner Tat erklärt, er wollte sich an irgendeinem Mitglied der Sekte rächen. In Tokio halten sich dagegen Gerüchte, daß das Attentat ein Auftragsmord gewesen sei. Die japanische Polizei hat am Donnerstag zahlreiche Gebäude des größten Zweigs der japanischen Mafia-Organisation Yakuza durchsucht. Die „Yamaguchi-Gumi“ wird verdächtigt, Kontakte zu der Aum-Sekte zu unterhalten. AFP/AP

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen