Warten auf den falschen Schritt

■ Autonome demonstrierten zum 8. Mai / Bilanz vom Sonntag

„Kampf den deutschen Zuständen“ – dazu riefen die Autonomen auf ihrer gestrigen Demonstration zum 8. Mai auf. Nach Polizeiangaben hatten sich 400, nach Veranstalterschätzung 1.500 TeilnehmerInnen auf dem Nollendorfplatz versammelt, kontrolliert von 500 Polizisten. Noch bevor der Zug starten konnte, wurden über ein Dutzend Personen in Mannschaftswagen festgehalten. Ein Polizist meinte, „vermummungsgeeignete Gegenstände“ einbehalten zu müssen. Die Stimmung wurde agressiv, mißtrauisch warteten Staatsmacht und Autonome auf den falschen Schritt des anderen.

Wie alle nicht staatlichen Veranstaltungen zum 8. Mai hatte die Innenbehörde auch diese teilweise verboten. Geplant war ursprünglich, die Abschlußkundgebung vor der Neuen Wache abzuhalten. Da die Polizei den gesamten Bezirk Mitte wegen des Staatsaktes zum „Schutzgebiet“ erklärt hatte, mußten die Autonomen ihre Route ändern und zogen nach Redaktionsschluß über den Anhalter Bahnhof und zur Leipziger Straße.

Am Sonntag durfte das „Bündnis 8. Mai“ noch vor dem Zeughaus und auf dem Schloßplatz in Mitte ihr Friedensfest feiern. Die Polizei versuchte, verbotene Fahnen der kurdischen Arbeiterpartei PKK zu beschlagnahmen. Dabei kam es zu Knüppeleien. Vermittlungsversuche der Veranstalter zwischen Staatsschutz und PKK-Anhängern halfen nicht.

Ismail Hakki Koșan, Abgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, hatte ebenfalls versucht, während der Demonstration zwischen bedrängten Menschen und der Polizei zu vermitteln; er war dabei eigenen Angaben zufolge von Polizisten zu Boden geworfen und so verletzt worden, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte.

Die Mitglieder des „Bündnis 8. Mai“ hatten den Eindruck, so sagten sie gestern, daß die Berliner Polizei nun endgültig die Eskalation suche und es allein den DemonstrantInnen zu verdanken sei, daß nicht noch mehr passiert ist. Nina Kaden