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Unterm Strich

Gibt schon schöne Jobs: Manche Leute, die nach Cannes zu den Filmfestspielen vom 17. bis 28. 5. fahren dürfen und es noch bezahlt bekommen, lassen nun andere sich winden und winseln vor Neid, indem sie ein weiteres Mal, nur eben etwas runder und ausführlicher noch als neulich, das zu erwartende sehr schöne Programm in gebotener Breite aufziehen lassen: Larry Clarks von Variety vorsichtig als „controversial“ (controversial? You bet!) bezeichneter Film „Kids“ wird endlich dabeisein, und Terence Davies „The Neon Bible“ mit Gena Rowlands, Diana Scarwid und Denis Leary. Außerhalb des Wettbewerbs wird Sam Raimis Western mit Sharon Stone laufen, die sich übrigens noch einmal herzlich bei allen taz-Lesern für die zuhauf eingesandten Unterhosen und Unterhosinnen bedanken möchte. Wie Sie in unserer Abbildung sehen, freut sich auch Wim Wenders, dessen Lisbon Story ebenfalls in Cannes laufen wird. Nur vier Filme des Wettbewerbs kommen aus Frankreich, aber fünf weitere sind französische Koproduktionen, Ausdruck der nach wie vor agilen französischen Filmförderung. Ein Memento mori ist dabei: Xavier Beauvois „N'oublie pas que tu vas mourir“ und „La Haine“ von Mathieu Kassovitz. Beide spielen in den kalten Vorstädten.

Wider Erwarten ist Emir Kusturicas 192minütiger Film Underground nun doch noch fertig geworden. Es geht immerhin um 200 Jahre jugoslawischer Geschichte. Theo Angelopoulos aber, der noch vor nicht allzu langer Zeit mit einem Film erschreckte, der so ähnlich hieß wie „Langsamer Schritt des Storches“, stellt nun einen Polit-Road-Movie mit Harvey Keitel vor, der „The Glance of Ulysses“ heißen wird. Das italienische Kino ist praktisch nicht präsent, sieht man einmal von „L'amore molesto“, einem Psychodrama, ab. Seltsames aus den USA: Ein romantisch-viktorianisches Drama von Philip Haas heißt „Angels and Insects“ mit Kri

stin Scott Thomas und so weiter, dann auch The Madness of King George, dann Jim Jarmuschs schwarzweißer Western Dead Man, der Geschichte einer langen Freundschaft zwischen einem Indianer und einem Briten im Jahr 1870, mit Jonny Depp, Gabriel Byrne und Robert Mitchum. Neil Young hat die Musik geschrieben. Nick Nolte und Thandie Newton sind die Stars in Merchant/Ivorys Jefferson in Paris. Aus Portugal wird Manuel de Oliveira O Convento vorstellen, und endlich wird man aus China Zhang Yimous „Shanghai Triad“ sehen, um den es ein lang anhaltendes Geschiebe und Gezerre gab. Das wird möglicherweise das letzte Mal sein, daß das Paar gemeinsam auftritt: Nach den Filmarbeiten haben sie sich getrennt. Zerrüttung wahrscheinlich.

Die Hommage dies Jahr: Yepeeee! John Ford! Zum Kinogeburtstag wie berichtet: Scorseses BBC-Dokumentation über das amerikanische Kino, und ein, zwei Dinge von Jean-Luc Godard.

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