piwik no script img

Hitler-Gruß im Strafvollzug

■ Rechtsextremismus im Knast: Derzeit sitzen deswegen etwa 25 Gefangene

Keiner weiß genau, wie viele Inhaftierte wegen Straftaten mit rechtsextremistischem oder ausländerfeindlichem Hintergrund einsitzen. Eine Statistik darüber gibt es nicht. In der Beantwortung der kleinen Anfrage des rechtspolitischen Sprechers der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Albert Eckert, der eine statistische Erfassung fordert, verweist die Senatsverwaltung für Justiz lediglich auf eine „summarische Überprüfung“ der Knäste. Danach sind in der Jugendstrafanstalt derzeit sechs Jugendliche wegen rechtsextremistischen oder ausländerfeindlichen Taten inhaftiert, im Erwachsenenvollzug sitzen derzeit 14 Personen und im Bereich der Untersuchungshaft vier Personen wegen dieser Delikte.

Um Gruppenbildungen in der Jugendstrafanstalt vorzubeugen, werden entsprechende Gefangene auf verschiedene Wohngruppen verteilt. Propagandamaterial, das von „rechtsextremistischen Gefangenen-Hilfsorganisationen“ vorwiegend an Jugendliche geschickt wird, wird abgefangen oder im Einzelfall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Im geschlossenen Männervollzug sei bislang keinerlei Cliquenbildung zu verzeichnen gewesen. Erwachsene Gefangene seien „nur schwer zu ihrer Grundeinstellung ansprechbar“, so die Antwort der Senatsverwaltung für Justiz weiter. Sie würden sich „äußerst ruhig und zurückhaltend“ verhalten. Tätliche Auseinandersetzungen mit ausländischen Mitgefangenen seien äußerst selten.

Derzeit ermittelt die Polizei gegen einen Gefangenen des offenen Männervollzugs, der kürzlich im gemeinsamen Haftraum in Anwesenheit mehrerer Gefangener den sogenannten „Deutschen Gruß“ gezeigt und sich dabei fotografieren lassen hat. Bei einer Haftraumkontrolle wurden entsprechende Fotoaufnahmen sowie Fotos von rechtsextremistischen Veranstaltungen außerhalb der Gefängnismauern gefunden. Der Gefangene wurde wegen „negativer Einflußnahme“ in eine Anstalt des geschlossenen Vollzugs verlegt.

Die Senatsverwaltung widersprach in ihrer Antwort Behauptungen von Gefangenen über rechtsextremistische und ausländerfeindliche Handlungen von Bediensteten. Nach eingehender Prüfung hätten sich die Vorwürfe in keinem Fall bestätigt. Barbara Bollwahn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen