Deutsch zu teuer

■ Die Investitionsbilanz der Bundesrepublik ist zunehmend negativ

Frankfurt (AP) – Deutsche Firmen exportieren Arbeitsplätze. In den Jahren 1992 und 1993 wuchsen deutsche Investitionen im Ausland um 53 auf 306 Milliarden Mark, schreibt die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht. Die Unternehmen pumpten ihr Geld in den Ausbau und die Erweiterung bestehender Industrieanlagen, am liebsten innerhalb der Europäischen Union, in die 19 Milliarden Mark flossen. Auf Platz zwei liegen die USA mit 17 Milliarden, die Investitionen in Entwicklungsländern sind daneben bedeutungslos, zumal ihnen inzwischen die osteuropäischen Reformstaaten den Rang abgelaufen haben.

Hauptgrund für die Auswanderung sind hohe Arbeitskosten, schreibt die Bundesbank. Ersatz für die verlorenen Arnbeitsplätze ist nicht in Sicht. Denn Arbeitslöhne, Steuern, Umweltauflagen und langwierige Genehmigungsverfahren halten ausländische Unternehmen davon ab, in Deutschland zu investieren. Hinzu komme, meint die Bundesbank, daß die Konkurrenz die klassischen Vorteile Deutschlands, etwa die gute Ausbildung von Facharbeitern, inzwischen beinahe eingeholt habe.

So nahmen Direktinvestitionen aus dem Ausland innerhalb von zwei Jahren zwar noch um 21 auf 221 Milliarden Mark zu – bilanzbereinigt wurden tatsächlich aber nur 4 Milliarden Mark nach Deutschland transferiert. Nichts davon kam der deutschen Industrie zugute, analysiert die Bundesbank, ausländische Beteiligungen am verarbeitenden Gewerbe sanken um 2 Milliarden Mark.

Ausländische Firmen engagieren sich vor allem im Dienstleistungsbereich. Der mit Abstand größte Zuwachs kam aus den Niederlanden mit 9 Milliarden Mark. Mit einem Unternehmensvermögen von 40 Milliarden Mark rückten damit niederländische Investoren hinter den USA (51 Milliarden) auf den zweiten Platz.

In die neuen Bundesländer flossen 1992 und 1993 lediglich 3 Milliarden Mark ausländisches Kapital. Dies sei „bemerkenswert wenig“, schreibt die Bundesbank. Schließlich handle es sich dabei um ein Gebiet mit „besonderen Wachstumschancen“.