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■ Press-SchlagMeister Basler überwindet Goethe

Dem umfassend gebildeten Sportkollegen Gärner von der Süddeutschen verdanken wir, daß in einem hier unbedeutenden Zusammenhang jüngst ein Häppchen Geflügel ans grelle Licht der Gegenwart gelangt ist, das aufzugreifen wir wegen seiner klassischen Trefflichkeit geradezu gezwungen sind. „Die Tat ist alles, nichts der Ruhm“, heißt es bekanntlich im „Faust“, was als rigorose Forderung eines uneitlen und altruistischen Handelns verstanden werden darf.

Doch was zählt der hehre Anspruch heute eigentlich noch? Auch Mario Basler (26) mag in stillen Stunden über jene goldenen Worte gegrübelt haben. Um sie dann zu verwerfen. Taten hat der Ausnahmefußballer aufzuweisen, das Berichten darüber übernimmt er gern auf eigene Faust. „Ich habe 18 Tore geschossen“, hat er mitgezählt, „wir sind Tabellenführer, ich habe alles richtig gemacht.“

Nun ist es nicht so, daß man den jungen Mann direkt gezwungen hätte, die Rolle des verbal drängenden Stürmers zu übernehmen. Man hat sie ihm angetragen, und er hat sich, von sportlichen Erfolgen bestätigt und verführt, gerne und geschmeichelt darin versucht. Während nun der genauso bereitwillig in die Rolle des hilflos geworfenen Individuums geschlüpfte Dortmunder Verlierer Andreas Möller (27) sich mit rührender Verzweiflung im Kindsgesicht über das Fernsehen von der eigenen Mutter sagen lassen muß, er sei „viel zu gutmütig“, bewegt man den unangepaßten Helden zu bemerkenswerten Aussagen wie jener, er habe „schon geraucht, als ich noch nicht Fußball gespielt habe“.

Matthias Sammer hat dazu nur angemerkt, er habe mit sechs aufgehört und dem Möller, so stellen wir uns vor, würde heute noch die Frau Mama die Kippe aus dem Mundwinkel hauen. Jedenfalls freut sich halt auch Mario Basler ungemein, wenn er etwas gesagt hat und dann später merkt, daß bescheiden zuhörende Zeitgenossen mit einem Glucksen danken. Ist allemal bemerkenswert, auf die Frage nach etwaiger eigener Genialität zu antworten: „Nicht immer, aber immer öfter.“ Und das ganz ohne nachzudenken! Basler also glaubt, er habe „immer erreicht, was ich mir vorgenommen habe, dieses Jahr die Meisterschaft.“

Zu diesem zwar naheliegenden, doch auch heiklen Schluß ist freilich der bekanntlich auch umfassend gebildete Trainer Otto Rehhagel offiziell noch nicht gekommen. „Laßt Taten sprechen“, hat der selbst nach dem 6:1 über Uerdingen bescheiden und etwas frei zitiert gesprochen, „das ist viel wichtiger.“ Wer ihm freilich ins Antlitz schaut, mag argwöhnen, auch dort einen Hauch vanitas zu entdecken. Darf man ihn freilich tadeln? Wo sich bedauerlicherweise schon der Goethe persönlich nicht immer an seine Worte zu halten wußte? Peter Unfried

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